180 Das römische Kaisertum. Von Augustus bis Nomulus Augustulus.
gegen die Perser zu frühe, drang unvorsichtig bis Ktesiphon vor und sah
sich trotz der erfochtenen Vorteile zum Rückzüge genötigt, ans welchem er in
einem Reitergefechte durch einen persischen Pfeil tödlich verwundet wurde
(26. Juni 363.) Sterbend soll er gerufen haben: Galiläer, Du hast gesiegt!
Z>ie Kunnen und Koten. Schlacht bei Ädrianopet. (378 n. Ehr.)
§ 40. Als Kaiser Valentinianus I. mit seinem Bruder Valens
regierte, drangen die Hunnen über die Wolga in Europa ein. Sie waren
allmählich ans dem centralen Hochasien bis an das Kaspische Meer west-
wärts gezogen; die Hunnen bildeten ein in viele Stämme geteiltes No-
madenvolk, das von Viehzucht, Jagd und Raubkriege,! lebte. Au der
untern Wolga hatten sie die Alanen nach tapferem Widerstande besiegt
und zur Heerfolge gezwungen, worauf sich die Reiterschwärme beider
Völker auf das Reich der Goten warfen, über welches der mehr als
hundert Jahre alte Ostgote Hermanarich als Oberkönig herrschte.
Er stürzte sich in sein Schwert, das er nicht mehr zu schwingen ver-
mochte; sein Nachfolger Withimer fiel im Kampfe, die Ostgoten mußten
sich unterwerfen; die Westgoten aber zogen an die Donau und baten
den Kaiser Valens um die Erlaubnis, sich auf der andern Seite des
Stromes in dem verödeten Mösien ansiedeln zu dürfen. Valens willigte
unter harten Bedingungen ein, allein die römischen Beamten begingen an
den Goten so schamlose Betrügereien und Erpressungen, daß diese sich em-
pörten und verheerend in Thrakien einfielen. Valens wurde mit dem größten
Teile seines Heeres in einer Schlacht bei Adrianopel (378) vernichtet
und Kaiser Gratia«, der Sohn und Nachfolger Valentinianus'I., hatte
mit dem zum Mitregenten ernannten trefflichen Feldherrn Theodosius
sieben Jahre zu thnn, bis sich die Goten unterwarfen; sie ließen sich in
Mösien nieder und stellten zu dem kaiserlichen Heere Hilfstruppen. Sie
hießen jetzt Mösogoten und nahmen bald die christliche Religion an.
Mit der Einwanderung der Hunnen nach Europa läßt man gewöhnlich
die große Völkerwanderung beginnen; die Völker im Norden und
Osten waren jedoch schon längere Zeit in Bewegung, die Hunnen gaben
nur einen weitern gewaltigen Stoß.
Theodosius Alleinherrscher; er teilt das römische Keich. (395 it. Chr.)
§ 41. Kaiser Gratiön wurde ermordet, dessen Sohn erlitt das
gleiche Schicksal, Theodosius aber überwand die Usurpatoren und
errang die Alleinherrschaft (394 n. Chr.). Er unterdrückte das Heidentum
durch strenge Edikte, und christliche Volkshaufen zerstörten Tempel, Altare
und Bilder, wobei oft erbitterte Kämpfe mit der heidnischen Bevölkerung