Full text: Geschichte des Altertums (Abt. 1)

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Die ältesten Völker und Reiche. 
bei jedoch einzelnen Völkern ihre einheimischen Fürsten gelassen wurden. 
In den Rechten und Sitten eines Volkes wurde nichts geändert, auch 
jede Religion unangetastet gelassen. Jeder Satrapie war eine jährliche 
Steuer in Silber oder Gold auferlegt, die für alle zusammen ungefähr 
neunzig Millionen Mark betrug und iu die königliche Schatzkammer floß, 
in welcher sich eine ungeheure Masse edlen Metalls ansammelte. Ebenso 
mußte jede Satrapie von ihren besten Natur- und Kunsterzeugnissen 
jährlich an den Hof liefern; reiste der König, so hatte ihn die Satrapie, 
in welche er kam, samt seinem großen Gefolge zu verpflegen. Ebenso 
hatte jede Satrapie ihren Satrapen zu bezahlen und seinen Soldaten den 
Unterhalt zu liefern. Bei einem Reichskriege stellte jede Satrapie ihre 
Mannschaft, welche unter dem Befehle des Satrapen ihre bestimmte 
Stelle in dem Reichsheere einnahm. 
Der König war unumschränkter Gebieter über Leben und Gut, 
und selbst der vornehmste Perser nannte sich seinen Sklaven; er wurde 
von Männern und Jünglingen aus den ersten Geschlechtern bedient. 
Solche Männer waren auch seine Räte und aus ihnen wählte er die 
Satrapen und Befehlshaber; darum wurden die Knaben aus den edeln 
Geschlechtern an dem Hof erzogen, wobei sie zugleich für die Treue ihrer 
abwesenden Väter als Geiseln dienten. Die Leibwache bestand aus 
10 000 auserlesenen Persern, welche die „Unsterblichen" genannt wurden. 
Der Hofstaat war wie bei allen asiatitischen Großherren außerordentlich 
prächtig und zahlreich; wenn daher der König je nach der Jahreszeit 
seine Residenz nach Susa, Ekbatana, Babylon oder Persepolis verlegte, 
so glich das Gefolge einem Heereszuge. 
Verkehr und Gewerbfleiß wurden von dem Könige beschützt und 
blühten in ihren alten Sitzen wie in den besten Zeiten, z. B. in Ba- 
bylon, Damaskus, Tyros, Memphis. Die königlichen Straßen (Haupt- 
straßen) wurden an den wichtigsten Punkten, z. B. Brücken und Pässen, 
durch Soldaten bewacht, und reitende Boten besorgten den brieflichen 
Verkehr des Königs, der Satrapen und Befehlshaber mit außerordent- 
licher Schnelligkeit. 
Die Religion Aoroasters. 
§ 26. Vorderasien erfreute sich unter der persischen Herrschaft, 
deren Lasten doch nicht gering waren, eines Wohlstandes, wie es ihn seither 
nicht mehr genossen hat. Dieses Glück verdankte es hauptsächlich der Re- 
ligion des Zoroaster, zu welcher sich die Perser, Meder und die an¬ 
dern verwandten Völker bekannten. Über die Person und das Leben 
Zoroasters (persisch Zarathustra, d. h. Goldstern) ist nichts bekannt, ja 
die Forschung hat nicht einmal gewiß feststellen können, ob er überhaupt
	        
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