Full text: Geschichte des Altertums (Abt. 1)

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Die ältesten Völker und Reiche. 
mäler der menschlichen Kunst. Aus uralter Zeit, aus dem dritten Jahr¬ 
tausend vor Christus, sind noch etwa 40 Pyramiden, alle weniger oder 
mehr beschädigt, erhalten. Sie finden sich sämtlich in Mittelägypten auf 
dem westlichen Felsenrücken, am Rande der Wüste und sind Königs- 
gröber. Die größten stehen bei dem Dorfe Gizeh, auf einem Vorsprung 
des Felsenrückens, ca. 50 m über dem Nil, der jetzigen Hauptstadt 
Ägyptens, Kairo, gegenüber. Die nördliche und größte baute Pharao 
Cheops (ägypt. Chufu) in 30 Jahren, indem er fortwährend 100 000 
Männer im Frondienste arbeiten ließ, die je nach drei Monaten von 
andern 100 000 abgelöst wurden. Diese Pyramide war ursprünglich 
160 m hoch, jetzt noch 150 m; jede Seite ihrer quadratischen Grund¬ 
fläche mißt 250 m, ihr Mauerwerk 27 Millionen Kubikmeter. Der 
Eingang ist auf der Nordseite, 16 m hoch über dem Boden; ein sehr 
enger aufsteigender Gang führt zu zwei sehr einfachen Grabkammern, von 
denen die eine 46 m, die andere 40 m über der Grundfläche liegt; 
eine dritte Grabkammer findet sich im Felsen 33 m tief unter der Grund¬ 
fläche der Pyramide. 
Die thebäifchen Pharaonen wählten ihre Grabstätten in den 
Felsenwänden einer Schlucht des westlichen Bergrückens. Ihre Gräber 
sind tief in den Felsen gebrochene Hallen, Gemächer und Säle, die immer 
tiefer und tiefer hinabgehen. Das größte und schönste ist das Grab 
des Pharao Seti I., das 116 m tief in den Felsen dringt und überall 
mit Malereien und Skulpturen prachtvoll verziert ist. Der Eingang 
eines^ solchen Grabes wurde sorgfältig mit Steinen verschlossen, dennoch 
sind alle bekannten Gräber (25 von Pharaonen, 15 von königlichen 
Frauen) längst erbrochen und ausgeraubt wie die Grabkammern in den 
Pyramiden. Kein besseres Schicksal hatten die Grabstätten der späteren 
Pharaonen in den Tempeln. 
Die Pharaonen errichteten sich kolossale Statuen, die vor den 
Thoren der Tempel angebracht wurden; der Pharao ist immer auf dem 
Throne sitzend dargestellt. Besonders liebte Pharao Ramses II. sich auf 
diese Weise zu verherrlichen. Von ihm sieht man noch vier wohlerhaltene 
Statuen vor dem Eingänge des Höhlentempels zu Abusimbel in Ober¬ 
ägypten. Die Königsbilder und Thronsessel sind aus dem Sandstein 
der Felsenwand gehauen; mit den Thronen messen die Bilder 23 m Höhe; 
das Gesicht des Königs ist 2 m lang, ein Ohr 1 m, die Nase 3/4 m, 
die Schulterbreite mißt 9 m. 
Den thebäifchen Pharaonen gehören auch die meisten Obelisken an; 
es sind dies aus einem einzigen Felsstück bestehende, viereckig zugehauene, sich 
nach oben verjüngende, in eine pyramidale Spitze auslaufende Säulen, von 
denen die größten unten einen Durchmesser von 3 m haben und bis
	        
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