Römische Geschichte.
Italien; die italienischen Stämme.
§ 77. Die Halbinsel Italien ist die mittelste der drei südenro-
päischen Halbinseln; sie schiebt sich von der Mitte des europäischen Fest-
landes in südöstlicher Richtung quer in das Mittelmeer hinein. Sie
ist schmal und von starker K ü st e n e n t w i ck l u n g; wie der Hafen-
reichtum zumal der Westküste und der Fischreichtum der Meere immer
zur Seefahrt einluden, so bedarf andrerseits ein nationaler italienischer
Staat schon zum Schutze seiner Küsten einer starken Seemacht.
Gebirge Italien ist sehr gebirgig. Der Apennin, der es fast völlig
durchzieht — erst in Calabrien tritt der Sila-Wald an seine Stelle —
und im Gran Sasso d'Italia (2900 m) gipfelt, ist in seinem nörd¬
lichen Teile mehr kettenförmig, in dem südlichen mehr plateauartig.
Er besteht aus Kalk, ist vom Wasser stark zernagt, zeigt schroffe Ab-
stürze und tiefgerissene Schluchten; er ist im Laufe der Jahrhunderte
fast ganz abgeforstet und Hochwald im heutigen Italien selten. An
der Westküste der Halbinsel zeigen sich vulkanische Einflüsse: der
Bolsener See und die beiden Seen des Albanergebirges sind erloschene
Krater; der Vesuv ist seit 79 n. Chr. wieder tätig; dazu kommt der
Vulkan von Stromboli und der gewaltige Ätna (3300 rn) an der Ost¬
küste Siziliens, dessen Boden im übrigen ebenfalls aus Kalk besteht.
Der gebirgige Charakter Italiens hat zur Folge, daß hier immer einer¬
seits die Viehzucht geblüht hat — wie denn der Name Italien,
der ursprünglich an der Südecke der Halbinsel haftet, Rinderland be-
beutet —, andrerseits neben dem Ackerbau immer die Baumzucht
eine bedeutende Rolle gespielt hat.
Ebenen Unter den Ebenen ist die größte die Po ebene, bewässert vom
Po und seinen Nebenflüssen und der Etsch, einst ein sumpfiges Wald¬
land, aber schon in der römischen Kaiserzeit ein reiches Fruchtgelände.
An der Ostküste tritt das Gebirge, dem eine Reihe kurzer Flüsse
mit starkem Gefälle entströmen (Rubico, Metaurus, Aufidus), nahe