Von Neros Tod bis auf Markus Aurelius.
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seinen Stiefbruder Britannikus, dann seine Mutter Agrippina er¬
morden; bort seiner Gemahlin Oktabia schied er sich, um Poppäa Sa-
bina zu heiraten, und ließ sie töten. Im Anschluß an die Aufdeckung einer
Verschwörung wurde auch Seneka genötigt, sich selbst den Tod zu geben.
Nunmehr taumelte Nero bon einer Aufregung und Ausschweifung
zur anderen, während er zugleich als Dichter und Sänger, ja als
Wagenlenker auftrat und unter anderem eine Kunstreise nach Griechen¬
land machte. Der große Brand Roms, der im Jahre 64 sieben
bon den bierzehn Stadtbezirken Roms schwer mitnahm, und den man
ihm, wohl ungerechterweise, zur Last legte, gab ihm Gelegenheit zum
großartigen Wiederaufbau der Stadt und zur Errichtung eines präch-
tigcn Palastes, des goldenen Hauses; die Christen wurden der Brand-
legung beschuldigt und biele bon ihnen grausam hingerichtet, dabei die
Apostel Paulus und Petrus. Die maßlose Verschwendng des Kaisers
hatte schwere Bedrückungen zur Folge, während er zugleich durch Münz-
berschlechterung sich Gewinn zu herschaffen suchte. Da wurde in Spanien
bon den Soldaten der Statthalter Sulpicius Galba erhoben.
Als auch die Prätorianer bon Nero abfielen, ließ er sich auf einem Land¬
gut bei Rom bon einem Sf labert töten; er starb mit den Worten: Welch
ein Künstler stirbt in mir!
Von Neros Tod bis auf Markus Anrelius.
8 153. Die Flavier 69—96. Galba konnte sich nicht lange be- Vespasianus
haupten, ebensowenig zwei andere, nach ihm erhobene Kaiser. Die
Wirren nahmen erst ein Ende, als Titus Flabius Vespasia¬
nus, der im Feldzug gegen die Juden den Oberbefehl führte und bon
den syrischen Legionen zum Kaiser ausgerufen worden war, in Rom
einzog. Vespasian stammte aus einer italienischen Landstadt; er war
ein tüchtiger Soldat, ein Mann bon nüchternem und klarem Verstände,
der durch eine strenge, pflichteifrige, sparsame Regierung die erschütterte
Staatsordnung wieder befestigte; besonders stellte er in den Finanzen
die Ordnung wieder her, so daß er imstande war, bedeutende Bauten
aufzuführen, bor allem das Amphitheatrum Flabianum (Kolosseum),
das etwa 50 000 Zuschauer faßte.
Zur Zeit seines Regierungsantritts wurden zwei Kriege geführt.
Der germanische Volksstamm der Bat ab er, der im Rheindelta Bataverkri-g
wohnte, hatte sich unter Führung des Claudius Cibilis erhoben. Be¬
geistert bon der Seherin Weleda, eroberten sie Castra Vetera; die Ge¬
fahr wuchs, als sich auch die Völkerschaften des östlichen Galliens er-
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