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Griechische.Geschichte.
tisch! König- Diese Verhältnisse wirkten auf den Staat zurück. Bisher hatten
erblicheKönigean seiner Spitze gestanden, die ihr Geschlecht auf
die Götter zurückführten (oxrjmov%oi ßaodfjeg, dioyeveeg, dioxQscpeeg);
sie waren die obersten Heerführer, Richter, Priester ihres Volks; sie
besaßen ein Krongut (rsjuevog), erhielten besondere Ehrenanteile an
der Beute und beim Opfermahl (ysqara\ und wurden durch Gaben und
Gebühren (<5wqcl, de/uiotsg) geehrt. Unumschränkt war ihre Gewalt
nicht; ihnen zur Seite stand ein Beirat von Adligen, die
„Altesten" des Volks (yeQOvreg, rjyrjxoQsg rjde. juedovreg, aQioTrjeg, auch
ävaxreg und ßaodrjeg genannt). Bisweilen wurde auch das ganze
Volk zur Volksversammlung (äyoQa) berufen, aber ihre Be¬
deutung war gering; es war selten, daß sich hier Widerspruch gegen
den Willen der Herrschenden erhob.
^enichaft Diese Verfassung, wie sie uns in den homerischen Gedichten ent¬
gegentritt, wandelte sich allmählich. Der Adel wurde stark genug, um
einerseits dem Königtum immer mehr Macht zu nehmen, ihm andere
Beamte an die Seite zu stellen und es am Ende ganz abzuschaffen —
nur für die priesterlichen Befugnisse behielt man vielfach einen „König"
(ßaode-ug) bei —, andrerseits die Volksversammlung zur Bedeutungs-
losigkeit herabzudrücken. In Athen vollendete sich diese Entwicklung
im Anfang des siebenten Jahrhunderts. Seitdem vereinigte der Adel
(svjzccTQidai) mit seiner wirtschaftlichen Überlegenheit den Allein¬
besitz politischer Rechte: Adlige bildeten den Staatsrat
(ßovXrj), der die Swapgeschäfte leitete, Adlige waren die Beamten
und Richter, Adlige bekleideten die P r i e st e r ä m t e r.
Ritterliches § 23. Ritterliche Kultur. So wurde der Staat und die ganze
Kultur von dem adligen Rittertum beherrscht, in ähnlicher
Weise wie die des Abendlandes um das zwölfte Jahrhundert n. Chr.
Auch das griechische Rittertum bildete einen geschlossenen Stand, der
sich wie das ganze Volk nach Geschlechtern gliederte. Pochend auf das
Vorrecht der edlen Geburt, entwickelte der Adel eine besondere Standes-
sitte, Standeserziehung und Standesehre: sein Ideal faßt sich in den
Worten „schön und gut" {xaXog xal äya&og) zusammen.1) Krieg und
Abenteuer, Waffenübungen und gymnische Spiele, Rossezucht, Gastlich¬
keit bildeten das Lebenselement dieser Ritterschaft; ritterliche Taten
waren der Gegenstand der Gesänge, die durch Sänger (äoidot),
1) Vgl. auch das homerische A\lv «gtffTfuttv xcu. ineigo/ov tfj.fj.evai älkcov.