Full text: Geschichte des Altertums für Obersekunda (Teil 3)

Die griechische Kolonisation, 
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Grund, daß in den Kolonien, wenn sie glücklich angelegt waren, die 
Errungenschaften, das Wissen und Können einer gereifteren Kultur, 
wie sie die Kolonisten mitbrachten, zusammentrafen mit den unaus- 
gebeuteten Schätzen eines jugendlichen Bodens. Mit der Wohlhaben- 
heit entwickelte sich hier freilich auch leicht Luxus und Genußleben. — 
Die Verfassung der Kolonien artete, da hier die geschichtliche Über- 
lieferung und die erhaltenden Mächte des Staatslebens fehlten, leichter 
aus als im Mutterlande. — Auch in künstlerischer und wissen- 
s ch a f t l i ch e r Hinsicht entwickelten sich die Kolonien im allgemeinen 
schneller als das Mutterland. Auf äolischem und ionischem Kolonial- 
boden waren Ilms und Odyssee gedichtet worden; die Lyrik fand hier 
eine besonders reiche Entwicklung; die Anfänge der Philosophie ebenso 
wie der Geschichtschreibung lagen in ionischen und anderen Kolonien. 
§ 29. Übersicht der Kolonien. Die bedeutendsten Kolonien in !£$ 
Sizilien waren: Syrakus, eine Gründung der Korinther, zu- 
nächst auf einer Insel angelegt, später sich auf das Festland ausbreitend 
und an Größe und Reichtum alle anderen überragend; M e g et r et und 
Selinus, jenes dicht bei Syrakus, dieses im Westen der Insel, wo 
seine Stätte durch gewaltige Tempeltrümmer bezeichnet wird, Grün- 
düngen der Megarer; Katana in dem fruchtbaren Gelände südlich 
des Ätna, und M e s s a n a, früher nach der sichelförmigen Halbinsel, 
auf der es lag, Zankle (d. h. Sichel) genannt, in seinem späteren Namen 
an die Niederlassung flüchtiger Messenier erinnernd, sehr günstig an 
der Meerenge gelegen; an der Südküste endlich G e l a und A k r a g a s 
(lat. Agrigentum), von denen das letztere bald reich wurde durch sein 
fruchtbares Hinterland. Der Westen der Insel war von Phönikern 
besiedelt und wurde von den Karthagern beherrscht, mit denen die 
Griechen schwere Kriege haben führen müssen. 
An der italischen Küste, in dem später sogenannten „Groß» Großgmchen- 
griechenland", lagen R h e g i o n, Messana gegenüber, ferner 
L o k r i und die beiden von Achäern gegründeten Städte K r o t o n und 
S y b a r i s, beide reich durch Ackerbau und Viehzucht, an einer Küste, 
die heute öde liegt, das letztere verrufen durch Schwelgerei; sodann 
T a r e n t, eine Gründung von Spartanern, die um innerer Wirren 
willen ausgewandert waren, später die bedeutendste Handels- und In- 
dustriestadt Unteritaliens. — Als Zwischenstation für die Seefahrt 
zwischen Griechenland und Italien gewann das korinthische K e r k y r a Kerkym 
Bedeutung. Die älteste aller griechischen Kolonien im Westen war
	        
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