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Das Altertum. Die Griechen.
langen Kämpfen für ihre Wohnsitze und ihre Freiheit der Oberherrschaft der
Eroberer, welche bald als die besten Reiter Griechenlands berühmt, aber durch
Roheit, Wortbrüchigkeit und Schlemmerei berüchtigt wurden. Unter dem
Herrschergeschlechts der Aleuaden stehend, brachten sie es nie zu großem
Einflüsse in Griechenland, obwohl sie durch Volkszahl, Reichtum und durch
die Lage ihres Landes die Vormauer von Hellas hätten sein können.
Der Stoß der Thessaler setzte zwei andere Stämme in Bewegung. Die
äolischen Arnäer zogen vom Pagasäischen Busen nach dem Becken des Kopais-
sees, verdrängten hier die Minyer und Kadmeionen und nahmen „Böotien"
in Besitz. Die ursprünglich im Quellengebiet des Peneus seßhaften Dorer
wichen gleichfalls nach dem Süden und vertrieben die Dryoper, die nun nach
Euböa und Argolis wanderten, aus dem nach ihnen benannten Bergland
Doris zwischen dem Öta und Parnafsos. Das kleine Gebiet mit seinen vier
Städtchen Böon, Erineos, Liläa und dem „kotigen" Kytinion, der sogen,
dorischen Tetrapolis, ward bald zu eng für die sich mehrende Bevölkerung.
Verstärkt durch Ätoler unter Oxylos, setzten sie über die Meerenge von
Rhion und eroberten, während ihre Verbündeten das Land der Epeer, Elis,
in Besitz nahmen, zuerst Nordmessenien. In Stenyklaros schlug der
Heraklide Kresphontes seinen Sitz auf. Die Führer nannten sich Hera-
kliden, weil sie sich der Abstammung von Herakles rühmten und von diesem
Ahnherrn her auch Ansprüche auf den Besitz eines Teiles der Halbinsel
ableiteten (vgl. S. 117). Von Messenien aus machten die Dorer dem
Reiche von Pylos ein Ende, dessen Herrschergeschlecht, die Neliden, mit
andern angesehenen Familien nach Attika flüchtete und dort an Stelle der
Thesiden zur Herrschaft gelangte. An der Nordküste behaupteten sich die
Jonier; der Landstrich erhielt von den sich hier zusammendrängenden Achäern
den Namen Achaia. Arkadien verblieb durch seine natürlichen Schutz-
wehren und die Tapferkeit seiner Bewohner den alten Eigentümern. Die
Besitznahme von Lakonien und Argolis ging nur sehr langsam vor-
wärts und dauerte über zwei Jahrhunderte. Die Eindringlinge besetzten in
der Regel einen wohlgelegenen Punkt, befestigten denselben und beunruhigten
von da aus die Gegend, während die alten Einwohner sich in ihren Festen
hielten und dem Feinde Gleiches mit Gleichem vergalten. So legten die in
das Eurotasthal gedrungenen Scharen gegen die Stadt Amyklä ein Lager
an, aus dem Sparta entstand; die in Argolis Eingefallenen eroberten die
Ebene von dem nach ihrem Führer Temenos genannten Temenion aus.
Am Ende ermüdeten die Achäer gegen die kriegerischen Dorer, wanderten aus
oder wurden, namentlich in Städten wie Argos und Mykenä, tributpflichtige
Unterthanen der neuen Landesherren oder Leibeigene. Die Dorer drangen
aber aus dem Peloponnes über den Isthmus vor und eroberten Megara.