Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1)

Die Freiheitskriege. Ursachen und Veranlassung. 
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Formen festhielt, als ob diese den göttlichen Ernst wiedergäben (archaischer 
Stil), befreite sich die profane Kunst in Darstellung bewegter menschlicher 
Körper, wie der Olympiensieger, von den beengenden Fesseln der Überliefe- 
rung. Die Kunstschulen von Ägina, Sikyon, Argos, Korinth lassen deutlich 
das Streben nach Harmonie erkennen. 
Das älteste uns erhaltene Denkmal der Tempelbaukunst ist der Hera- 
tempel zu Samos, gebaut von Rhoikos und Theodoras von Samos, die auch 
den Erzguß erfanden. Letzterer begann ferner den Artemistempel zu Ephefos, 
der aber erst 120 Jahre später vollendet und dann durch Herostratos in Brand 
gesteckt ward, und hat den berühmten Ring des Polykrates gefertigt. Die 
archaische Periode der Bildhauerkunst (550 n. Chr.) ist auf dem Boden des 
eigentlichen Griechenland besonders vertreten durch die sogen. Apollostatuen 
von Orchomenos, Thera und Tenea, deren geringe Bewegung vornehmlich 
durch das Material (Marmor) bedingt ist. Einen bedeutenden Fortschritt zeigt 
die Kunstschule von Argos, wo auf Glaukos und Dionysias der ErZbildner 
Ageladas folgt, der Lehrer des Phidias (Pheidias), Polykleitos und Myron. 
Zu Sikyon arbeitete in Erz und Stein, Holz, Elfenbein und Gold nach Butades, 
dem Erfinder der Thonplastik, Kanachos, in Ägina besonders Anaxa- 
goras, Kallon und Onatas. Aber schon steht Athen an der Spitze der 
Kunst mit seinen Dädaliden, den Nachfolgern des sagenhaften Dädalus (Dai- 
dalos), der den leblosen Gestalten Bewegung und Gesicht verlieh, und namentlich 
Endoios, dann Antenor, Amphikrates, Hegias, Kritios, Nesiotes. 
Dritte Periode. 
Die Blütezeit des hellenische» Staats- und Kulturlebens 
im Zeitalter Der Perserkriege (500—431). 
I. Die Freiheitskriege (500—449). 
1. Ursachen und Uerantassung. 
Die Ursache des Perserkrieges lag in der Eroberungssucht der 
Perserkönige, die schließlich dem festländischen Griechenland das Joch der Un- 
freiheit auferlegt hätten wie den kleinasiatischen Kolonien, auch ohne daß deren 
Unterstützung durch das Mutterland zur Bestrafung reizte. Die Beteiligung 
Athens und Eretrias an dem jonischen Auf stände (500—494) gab nur 
die willkommene Veranlassung zum Kriege, i n dem sich zum erstenmal Morgen- 
und Abendland maßen, aus dem Hellas als Sieger hervorgeht. Griechen- 
lands Staats- und Kulturleben entfaltet sich im Kampf um die Freiheit
	        
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