Full text: Die Geschichte Württembergs

188 III. Württemberg als Herzogthum, 
den Franzosen Unterhandlungen an. Während derselben hatte sich daS osterrei- 
chische Heer bei Cannstatt festgesetzt, um das linke Neckarufer zu vertheidigen. 
General St. Cyr eroberte am 18. Juli Stuttgart, das geplündert wurde, 
und griff drei Tage später die Oesterreicher an. Nach hartem .Kampf er- 
stürmten die Feinde Berg und Cannstatt und warfen die Oesterreicher über den 
Neckar. Diese zogen sich nun durch das Fils- und Remsthal zurück. 
Am 17. Zuli war zwischen Württemberg und Frankreich ein Waffen- 
stillstand abgeschlossen worden; am 7. August kam es zum Frieden. Die Beding- 
ungen bei dem Abschlüsse waren für Württemberg höchst ungünstig; eS mußte 4 
Millionen Franken zahlen, 100>000 Zentner Brotfrüchte, ebenso viel Heu, 
50,000 Säcke Haber, ebenso viel Paar Schuhe und 4200 Pferde liefern; diese 
Lieferungen betrugen 4,160,000 si. Der Herzog mußte sich von den Oesterrei- 
chern trennen, den Franzosen freien Durchzug und freie Einquartirung gestatten; 
daS Land sollte unter herzoglicher Civil- und Militärverwaltung bleiben und dir 
Verfassung nicht angefochten werden. Mömpelgard wurde gegen das Versprechen 
einer spätem Entschädigung französisch. In diesen Abschluß wurden die Reich- 
städte Eßlingen und Reutlingen, sowie die der Herzogin Franziska gehörigen 
Rittergüter Sindlingen und Bechingen mitaufgenommen. 
Damit war aber die Lage Württembergs eher schlimmer alS besser gewor¬ 
den, weil es jetzt von den Oesterreichern wie von den Franzosen als Feindesland 
angesehen und behandelt wurde. Trotz der Versprechungen der Generale verübten 
die Franzosen die größten Gewaltthätigkeiten, bis Zourdan bei Würzburg von 
Erzherzog Karl geschlagen und zum Rückzug an den Rhein gezwungen wurde 
(3. Sept. 1796). Ebenso mußte sich Möttau unter fortwährenden Gefechten 
über Augsburg, Ulm, Biberach, Emmendingen und den Schwarzwald zurückziehen. 
Moreaus Rückzug ist übrigens ein strategisches Meisterstück. — Was die Fran¬ 
zosen übrig gelassen hatten, nahmen jetzt die Oesterreicher. Erzherzog Karl zeigte 
sich in der Behandlung des schwäbischen KreiseS, der nach Württembergs Vorgang 
mit Frankreich Frieden geschlossen hatte, rücksichtslos; er entwaffnete die bei Biberach 
stehenden Kreistruppen gewaltsam und beraubte die Zeughäuser Eßlingen, Ulm 
und Memmingen. Auf die Klagen der Kreisversammlung erklärte er, „sie habe 
durch ihr höchst ordnungswidriges Betragen ein ewig schimpfliches Denkmal vor- 
eiliger Zaghaftigkeit gegeben". Erst nach dem Frieden vonCampoFormio 
(17. Oktober 1797) zogen die Oesterreicher aus dem Lande. Der Schaden, den 
das Herzogthum in dem letzten Krieg erlitten hatte, belief sich auf 1 1,392,534 st- 
Wo nun daS Geld zur Deckung dieser Schuld hernehmen? Die Regit- 
rung und der ständische Ausschuß hatten nicht das Recht, eine Norm festzusetzen, 
nach welcher die Kriegslasten vertheilt werden sollten. Darum wurden die Land' 
stände einberufen und der Landtag am 17. März 1797 eröffnet. 
Seit 27 Jahren hatten sich die Abgeordneten des Landes nicht mehr ver- 
sammelt. 3m letzten Jahrhundert waren die Herzoge rücksichtslos mit den Land' 
schastsgeldern umgegangen; die beiden Ausschüsse, die des Volkes Wohlhätten wahren 
sollen, hatten der Regierung das Recht dazu gegeben. Die Armen und arbeitende" 
Klassen waren verhältnismäßig zu hoch besteuert; die Lasten waren seither aus 
das unbewegliche Vermögen vertheilt worden. All dies sollte jetzt anders werden 
Die französische Revolution und ihre Freiheitsideen hatten auch in Württemberg 
die Geister ergriffen und aufgeregt; man sehnte sich nach durchgreifenden Af,v
	        
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