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IV. Württemberg als Königreich.
aufgenommen. AlS der württembergische Minister von Jasmund dem König Glück
wünschte, daß er sich der deutschen Sache zugewendet habe, ertheilte ihm der
König nicht nur einen ernstlichen Verweis, sondern erklärte ihm auch, „ihn für
die Zukunft dahin stellen zu müssen, wo dergleichen überspannte Ideen unschädlich
würden." Dem König war in dem Vertrag von Fulda gegen das Ver¬
sprechen des Anschlusses an die Verbündeten volle Souveränetät und der Besitz
aller seiner Staaten garantirt worden.
Am 1. Dezember 1813 beschloßt» die Monarchen von Oesterreich, Preu-
ßen und Rußland den Marsch nach Frankreich. Württemberg hatte hiezu auch
sein Kontingent zustellen, was nach den großen Verlusten in den Jahren 1812 und
-1813 nicht leicht war. Doch war das Volk opferwillig und scharte sich gerne
unter den Fahnen, die von jetzt an gegen Napoleon getragen werden sollten.
Hatten viele dieser Soldaten doch die Schule des großen Kriegsmeisters und
seiner Marschälle durchgemacht. Nun konnten sie zeigen, was sie in dem blutigen
Kriegshandwerk gelernt hatten. Dazu standen sie unter dem Besehl ihres ge¬
liebten Kronprinzen Wilhelm, der mit dem Feuer und Eifer für die
deutsche Sache ein hohes Feldherrntalent verband, der aber leider unter dem
Oberbefehl des allzu vorsichtigen und stets zaudernden österreichischen Generals
Schwarzenberg stand.
Kronprinz Wilhelm zog zunächst mit 25000 Mann in die Vogesen, um
die Verbindung zwischen Schwarzenberg und Blücher zu unterhalten. Schon am
11. Januar bestand er ein siegreiches Gefecht gegen 14000 Franzosen unter Rous-
seau bei Epinal. Dann schlug er den Marschall Mortier (18. Januar) bei
Chaumont und (24,Januar) bei $ ar für Au6e. Am 30.Januar hatte sich
Blücher vor Napoleon nach dem Kampfe bei Brienne zurückziehen müssen; am
1. Februar erhielt er durch den Kronprinzen, Wrede und Giulay Verstärkung
und schlug die Franzosen bei L a R o thiöre zurück. ^ Hier hätte Napoleon ver¬
nichtet werden können, wenn Schwarzenberg vorgerückt wäre. Am 11. Febr.
erstürmte Wilhelm Sens, wurde aber am 18. Febr. durch Napoleons Ueber-
macht bei Mont ereau, nachdem er sich den ganzen Tag lang aufs hartnäckigste
gewehrt hatte, zurückgeworfen. Bei der Erstürmung der Brücke über die Seine
gierigen zwei württembergische Regimenter verloren, und an den Zurückgeblie-
betten begierigen die Einwohner schreckliche Grausamkeiten. Mehrere Regimenter
des Kronprinzen hatten sich aufgeopfert, den Rückzug der übrigen zu decken.
Napoleon ließ einen Zwölfpfünder laden und zweimal auf den Kronprinzen
schießen, indem er selber das Geschütz richtete. Bei Bar für Aube schlug Wil¬
helm den Marschall Macdonald zurück (27. Febr.), bei Ar eis für Aube
Napoleon (20. und 2!. März) und die Marschälle Marmont unb Mor¬
tier bei Före Charnp enoise (25. März).
Nach dem Einzug der verbündeten Fürsten in Paris, an welchem auch Krön-
ptinz Wilhelm theitnahnt, wurde Napoleon nach Elba verbannt und Ludwig XVIII.
als König von Frankreich eingesetzt. Die Württemberger kehrten im Juni 1814
in ihre Heimat zurück. „König Friedrich lohnte ihren Muth und ihre Treue
mit reichlicher Freigebigkeit. Freudig begrüßte das Volk allenthalben die Wieder-
kehrenden, aber mit Stolz und Triumph nannte es den Kronprinzen den Sei-
nigen, nachdem er durch jedes Verdienst, das den Feldherrn ziert, so großen Ruhm