Full text: Geschichte des Mittelalters (Bd. 2)

Das Konzil zu Konstanz. 121 
Die Ausgaben, die sich das Konzil von Konstanz gesetzt Aufgaben des 
hatte, waren: erstens das päpstliche Schisma zu heben, Konzils, 
zweitens über kirchliche Lehren, die von dem Engländer Wicles 
ausgegangen und von dem Böhmen Johann Hus weitergebildet 
worden waren, eine Entscheidung zu treffen, drittens eine Resor- 
mation, d. i. Umbildung der Kirche, die von Mißbräuchen ge- 
reinigt werden sollte, durchzuführen. Von diesen Aufgaben wurden 
nur die zwei erstgenannten erledigt. 
Papst Johann XXIII. hatte das Konzil ungern berufen; Beseitigung 
seine nicht tadellose Vergangenheit ließ ihn eine solche Versammlung ^Sckismas^ 
eher fürchten als wünschen. Immerhin hoffte er, seitdem er das ^ ma ' 
Konzil ausgeschrieben, durch die Menge seiner italienischen Lands- 
leute unter den Prälaten sich zu behaupten. Aber da beschloß 
das Konzil, nicht nach Köpfen, sondern nach Nationen 
zu stimmen, und teilte sich zu diesem Zwecke in Italiener, 
Franzosen, Engländer und Deutsche, welch letzteren man auch die 
Skandinavier, die Polen und die Ungarn zuzählte. Nun hoffte 
Johann das Konzil durch Nachgiebigkeit zu gewinnen und 
erklärte freiwillig zurücktreten zn wollen, wenn auch die beiden 
Gegenpäpste abdankten. Aber als er merkte, daß das Konzil keinen 
der streitenden Päpste zn bestätigen oder wiederzuwählen gedachte, 
flüchtete er mit Hilfe des ihm befreundeten Herzogs Friedrich 
von Tirol auf dessen Besitzung Schafshausen und widerrief 
seine Zugeständnisse. Seine Hoffnung das Konzil dadurch zu 
sprengen erfüllte sich jedoch nicht. Es erklärte auf Antrag , 
des Kanzlers der Pariser Universität, es stehe über dem Papste, 
und Siegmund verhängte die Reichsacht über Friedrich. 
Jetzt brachen dessen Nachbarn in seine Besitzungen ein, die Eid- 
genossen rissen die Stammgüter des habsburgischen Hauses 
im A arg au an sich und Friedrich rettete den Rest seiner Be- 
sitzuugen nur durch seine Unterwerfung und die Auslieferung 
seines Schützlings Johann. Hierauf sprach das Konzil die 
Absetzung über Johann XXIII. ans. Gregor XII. ent- 
sagte freiwillig und Benedikt XIII. wurde, nachdem auch die 
Spanier ihn verlassen, ebenfalls abgesetzt. Endlich (1417) 
ward ein neuer Papst in der Person des Italieners Martin Y. 
gewählt. 
Schon vorher hatte das Konzil über die Lehren Wicless und Verurteilung 
seines Nachfolgers Hus entschieden. Wicles, ein englischer Theologe, tionS3?.tc? 
hatte über die Ohrenbeichte, das Abendmahl und den Ablaß in un ' 
Predigten und Schriften Lehrmeinungen ausgesprochen, gegen die 
der Vorwurf der Ketzerei erhoben worden war. Ein böhmischer Edel- 
mann, Hieronymus von Prag, hatte dieselben auch in seine 
Heimat gebracht, wo Johannes Hus sich ihrer Vertretung und 
Weiterbildung annahm. Hus, ein Tscheche von Geburt, war
	        
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