Kapitel XIII. Die Negierung Wilhelms II. 135
gründeten „Flottenverein" unterstützt. Es gelang nach den üblichen Kämpfen
mit bem Parlament, die Vorlage durchzubringen, so baß ber Bau einer
mächtigen deutschen Flotte geschaffen werben konnte.
Ein bebeutungsvolles Friebenswerk hingegen würbe bas neue bürgerliche
Gesetzbuch.
Dagegen würbe der Ausbau ber großen künstlichen Wasserstraßen in
Preußen durch ben Wiberstanb ber agrarischen Parteien verhinbert. Es
handelte sich um Herstellung eines Kanals, der Elbe, Weser, Rhein miteinander
verbinden sollte.
Als Hohenlohe aus Rücksicht auf sein hohes Alter aus dem Amte schied,
solgte ihm als Reichskanzler Bernhard von Bülow, der bisherige Bot- $^!anäIer
schafter in Rom.
Deutschland trat immer mehr in die Weltpolitik ein und mußte sich
deshalb um Dinge kümmern, die von seinem nächsten Interesse weit ab liegen.
Doch der deutsche Handel eroberte sich immer neue Gebiete. Die beiden
riesigen Rhedereien, der Norddeutsche Lloyd iu Bremen und die Hamburg-
Amerika-Liuie in Hamburg, haben allmählich einen Tonneugehalt von mehreren
Millionen erreicht. Die deutsche Kausfahrteiflotte umfaßt jetzt über 4500
Schiffe. Deutschland hat sich zum zweiten Handelsstaat der Erde entwickelt.
Das deutsche Element tritt in einer Reihe Kulturstaaten führend hervor. In
den Vereinigten Staaten leben zwölf Millionen Deutsche, in Brasilien (Rio
grande do Sul) leben fast ^ Million deutscher Bauern. In allen süd-
amerikanischen Staaten arbeitet deutsches Kapital. In der Südsee, Ostasien
und Afrika stieg der Anteil deutschen Fleißes und Unternehmungsgeistes
außerordentlich. Besonders aber wurde der Orient wirtschaftlich mit Deutsch-
lernt) verknüpft.
Zwischen der Türkei und Griechenland war 1897 ein Krieg ausgebrochen, £ec 0rirnt
der mit dem glänzenden Siege der Türken endete. Die Türken selbst führten
ihre militärischen Erfolge auf den Einfluß der deutschen Offiziere zurück.
Deutschlands Ansehen hob sich im Orient. Mit deutschem Kapital wurden
wichtige Bahnlinien, besonders die Bagdadbahn, gebaut. Kaiser Wilhelm
betrat 1898 als erster deutscher Kaiser seit den Tagen Friedrichs II. von
Staufen wieder das heilige Land. Er erschien dort als Schirmherr aller
Christen deutschen Stammes.
Die ^ steigende Bedeutung Deutschlands in Ostasien zwang das Reich, Ostasien.
sich in die Kämpfe der beiden mongolischen Mächte China und Japan ein-
zumischen. Das aufstrebende Japan hatte das politisch sich langsam aus
einem Tranmznstande emporhebende China im kräftigen Anlauf niedergeworfen.
Die chinesische Insel Formosa wurde japanisch. Als aber der Inselstaat
auf dem Festlande Fuß fassen wollte und die Halbinsel Liantung besetzte,
griffen Deutschland, Frankreich und Rußland dazwischen und hinderten solches
Unterfangen. Und als Engländer und Russen in diesen kritischen Gegenden
sich zwei feste Punkte sicherten (Wai-hai-wai und Port Arthur), griff auch
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