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42. Der Sänger. Johann Wolfgang v. Goethe,
geb. 28. August 1749 zu Frankfurt a. M. studierte in Leipzig und Straßburg die Rechte, 1772 Rechts⸗
ratntant am Reichskammergericht zu Wehlar 1776 vom Hetzog Fan August nach Weimar berufen, wo
r i Slaalminister am 22. Maͤrz 1832 slarb.
(Gedichte. Stuttgart o. 3. LS. o8)
¶. „Was hor ich draußen vor dem Tor, 4. „Die goldne Kette gib mir nicht,
Was auf der Brüuͤcke schallen? Die Kette gib den Rittern,
Laß den Gesang vor unserm Ohr Vor deren kühnem Angesicht
Im Saale widerhallen!“ Der Feinde Lanzen splittern;
Der Koͤnig sprach's, der Page lief; Gib sie dem Kanzler, den du hast,
Der Knabe kam, der König rief: Und laß ihn noch die goldne Last
Xaßl mir herein den Alten!“ Zu andern Lasten tragen.
2. „Gegrüßet seid mir, edle Herrn, h. Ich singe, wie der Vogel singt,
Gegrüßt ihr, schöne Damen! Der in den Zweigen wohnet;
Welch reicher Rimmel! Stern bei Stern! Das Vied, das aus der Kehle dringt,
Wer kennet ihre Namen? Ist Lohn, der reichlich lohnet.
Im Saal voll Pracht und Herrlichkeit Doch darf ich bitten, bitt ich eins:
Schließt, Augen, euch; hier st nicht Zeit, Laßt mir den besten Becher Weins
Sich staunend zu ergötzen.“ In purem Golde reichen.“
3. Der Sänger drückt' die Augen ein 6. Er setzt ihn an, er trank ihn aus:
Und schlug in dollen Tönen; „O Trank voll süßer Labe!
Die Mler schauten mutig drein, S wohl dem hochbeglückten Haus,
Und in den Schoß die Schönen. Wo dãs ist kleine Gabe!
Der König, dem das Lied gefiel, Ergehl's euch wohl, so denkt an mich,
eß, ihn zu ehren für sein Spiel, nd danket Gott so warm als ich
Eine goͤldne Kette reichen. Für diesen Trunk euch danke.“
43. Erlkönig. J. W. v. Goethe.
(Gebichte L S. 104.)
1. Wer reitet so spät Nacht und 5. „Willst, feiner Knabe, mit mir
ind? w gehn?
Es ist der Vater mit seinem Kind; Meine Toöchter sollen dich warten shön
hat den Knaben wohl in dem Arm, Meine Dchter führen den nãchtlichen Reihn
Er faßt ihn sicher, er haͤlt ihn warm. Und wiegen und tanzen und singen dich ein.“
6. „„Mein Vater, mein Vater, und
2. „Mein Sohn, was birgst du so siehst du nicht dort
bang dein Gesicht?“ Erlkönigs Töchter am düstern Dri2
„„Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht? „Mein Sohn, mein Sohn ich seh es genau;
nentonig mit Kron und Schweif?“ Es scheinen die alten Weiden so grau.“
„Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.“ 7 „Ich liebe dich, mich reizt deine
schöne Gestalt;
3Z. „Du liebes Kind, komm, geh mit mir, Und bist du nicht willig, so brauch ich
Gar schöne Spiele spiel ich mit dir; Gewalt.“
Manch bunte Blumen sind an dem Slrand, „„Mein Vater, mein Vater, jeht faßt er
Reine Muller hat manch gülden Gewand.“ mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan!““
4. „„Mein Vater, mein Vater, und 8. Dem Vater grausets, er reitet ge—
hörest du nicht, schwind,
Was Erlenkönig mir leise verspricht?““ Er hält in den Armen das ächzende Kind,
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind! Erreicht den Hof mit Mühe und Not.
durren Blättern säuselt der Wind.“ In seinen Armen das Kind war tot.