Full text: Deutsche und preußische Geschichte von Friedrich dem Großen bis zur Gegenwart (Teil 4)

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Siebenter Zeitraum. Yon 1740 bis 1786. 
aber auch Sittenlosigkeit kennen gelernt hatte. Er erlag leicht der 
Yerführung und wurde überdies heuchlerisch und unwahr. Da¬ 
durch wurde des Königs Zorn aufs heftigste gereizt, und er be¬ 
handelte den Sohn mit unmenschlicher Härte. 
Die Königin, die bei diesem Zerwürfnis die Vermittlerin 
hätte sein sollen, half die Spannung vergröfsern. Sie wünschte 
die Vermählung Friedrichs mit einer englischen Prinzessin und 
ihrer Tochter Wilhelmine mit dem Prinzen von Wales. Aus guten 
Gründen war der König gegen einen solchen Plan. 
b) Endlich beschlofs Friedrich, bei Gelegenheit einer Reise 
mit dem Yater nach Süddeutschland sich der unerträglichen Lage 
durch die Flucht über Frankreich nach England zu entziehen (1730). 
Auf dem Wege zwischen Heilbronn und Heidelberg wurde der 
Plan entdeckt und der Kronprinz und einer seiner Vertrauten, der 
junge Leutnant Katte, festgenommen — der andre, Keith, war 
entkommen. Die Wut des Königs war grenzenlos. Er fafste den 
Fluchtversuch vom militärischen Standpunkte als Desertion auf 
und berief zu Köpenick (bei Berlin) ein Kriegsgericht. Doch dieses 
lehnte das Urteil über den Kronprinzen ab und verhängte über 
Katte lebenslängliche Festungshaft. Der König aber sprach über 
denselben eigenmächtig die Todesstrafe aus und schickte den Kron¬ 
prinzen nach Küstrin ins Gefängnis. 
Die Katastrophe brachte Friedrich zu der Einsicht, dafs er 
auf Irrwege geraten war; sie mochte auch den König an den 
eigenen Teil der Verschuldung mahnen. Nach einigen Wochen 
durfte Friedrich das Gefängnis verlassen und arbeitete nun unter 
strenger Aufsicht an der Küstriner Kriegs- und Domänen¬ 
kammer. Diese Zeit war für ihn eine unvergleichlich frucht¬ 
bare Lehrzeit. Er lernte alle Zweige der Verwaltung kennen 
und begann den Vater, in dem er bisher nur den Familientyrannen 
gesehen hatte, zu bewundern; dieser andrerseits söhnte sich mit 
dem Sohne aus, der sich durch Geschick und Fleifs seine Zufrie¬ 
denheit erwarb. 1732 erhielt Friedrich wieder seine militärischen 
Würden. Um die Freiheit zu erlangen und einen neuen Zwist 
zu vermeiden, heiratete er 1733 die Braut, die ihm der Vater 
ausgesucht hatte, die Prinzessin Elisabeth Christine von 
Braunschweig-Bevern. Die Ehe blieb kinderlos.
	        
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