Zweiter Zeitraum. Von 264 —133.
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4. fielen viele Gemeinden Mittel- und Unteritaliens, auch
Capua, die zweitgrößte Stadt Italiens, zu Hannibal ab: für Rom
die schwerste Gefahr.
Nichtsdestoweniger entfaltete der römische Senat in dieser
Zeit des Unglücks und der Not eine bewunderungswürdige
Festigkeit, umsichtige Klugheit und wahren Heldenmut.
Den Winter von 216 auf 215 brachte Hannibal in Capua
zu. In dem reichen Campanien konnten sich seine Truppen
nach den jahrelangen Strapazen erholen.
b) Der Hannibalische Krieg 216 — 207: Zeit des sinkenden
Glücks Hannibals.
1. Der Krieg in Sizilien, Makedonien und Spanien. Der große
Bund, den Hannibal zustande gebracht hatte, nützte ihm wenig.
Trotz der erlittenen Niederlagen besaß Rom eine so unerschöpf¬
liche Kraft, daß es immer neue Heere aufstellen konnte.
Nach Sizilien wurde Marcus Claudius Marcellus geschickt,
der sich den Ehrennamen „Roms Schwert“ erwarb, wie man
Fabius Cunctator als „Roms Schild“ feierte. Er begann die
Belagerung von Syrakus, welches durch die von dem großen
Mathematiker Archimödes gebauten Maschinen vortrefflich ver¬
teidigt wurde. Nach dreijähriger Belagerung fiel die Stadt (212)
und wurde geplündert; dabei kam Archimedes ums Leben.
„Zertritt mir meine Kreise nicht!“ soll er dem Römer, der in
sein Gemach drang, zugerufen haben. Bald darauf war ganz
Sizilien römisch.
Gegen Philipp V. von Makedonien brachten die Römer einen
Bund griechischer Staaten zustande (erster makedonischer Krieg),
so daß er Hannibal keine Hilfe senden konnte.
In Spanien kämpften Gnäus Cornelius Scipio und sein
Bruder Publius, der nach der Schlacht am Tessin dorthin ge¬
gangen war, anfangs glücklich gegen Hannibals Bruder Hasdrubal
und verhinderten ihn, jenem Hilfe zu schicken. Als sie dann aber
gefallen waren, übernahm des Publius Sohn, Publius Cornelius
Scipio, den Oberbefehl, ein Jüngling von 24 Jahren, der am
Tessin und nach der Niederlage von Cannä sich durch Mut und
Vaterlandsliebe ausgezeichnet hatte. Er eroberte den ganzen
karthagischen Besitz in Spanien, konnte aber Hasdrubal nicht
Brettschneider, Hilfsbuch. I. 5