86
Römische Geschichte.
Kalender blieb bis zum Ende des 16. Jh. und noch länger in
Geltung. Unter gewaltigen Entwürfen und Plänen ereilte den
großen Mann der Tod.
Trotz seiner Milde entstand eine Verschwörung, an deren
Spitze Marcus Brutus (vgl. § 62 Ende), der Gatte von Catos
Tochter Porcia, und Gaius Cassäus traten; die Teilnehmer waren
größtenteils von selbstsüchtigen, unedlen Beweggründen geleitet.
Sie ermordeten Cäsar an den Iden des März (15. März) 44 in
einer Senatssitzung.
V. Neue Bürgerkriege und die Monarchie Oetavians.
111. 1. Die Wirren nach Cäsars Ermordung und das zweite Triumvirat.
Jetzt brach von neuem eine Zeit schrecklicher Verwirrung
und verheerender Bürgerkriege über das unglückliche Reich
herein. Zunächst trat nach Cäsars Ermordung Marcus Antonius,
sein Vertrauter, hervor; in schlauer Weise reizte er durch seine
Leichenrede und die Vorlesung von Cäsars Testament das Volk
zur Wut gegen die Mörder, die nun Rom verließen. Bald aber
trat dem Antonius der junge Gaius Octavius entgegen, Cäsars
Großneffe, Erbe und Adoptivsohn: als solcher hieß er nun
Gaius Julius Cäsar Octavianus. Auch der Senat erklärte sich
gegen Antonius, und Cicero schleuderte gegen ihn seine „Phi¬
lippiken“ (vgl. § 53 b). Zwischen Antonius und Octavian kam es
zum Kriege; dann aber vereinigten sich 43 beide Männer mit
Marcus Ämilius Lepidus zum zweiten Triumvirat, um den Staat
zu beherrschen. Es folgten blutige Proskriptionen und Güterein¬
ziehungen. Dabei fand auch Cicero, ein Opfer der Rache des
Antonius, den Tod; er wurde auf der Flucht bei Cajeta ermordet.
Nun zogen, während Lepidus in Rom blieb, Antonius und
Octavian gegen Brutus und Cassius, die sich des Ostens be¬
mächtigt hatten. Bei Philippi in Makedonien wurde zuerst Cas¬
sius, 20 Tage darauf auch Brutus geschlagen; beide töteten sich
selber. Alsdann schlossen die Triumvirn einen Vertrag, in dem
sie die Herrschaft unter sich teilten: Antonius erhielt den
Osten, Octavian den Westen, Lepidus Afrika. Zwischen den
beiden letztgenannten kam es jedoch zum Streit über den Besitz
von Sizilien, der damit endete, daß Lepidus sich dem Octavian
unterwarf; er lebte hinfort ohne Ansehen in Rom.