Full text: Deutsche und preußische Geschichte von Friedrich dem Großen bis zur Gegenwart (Teil 4)

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Siebenter Zeitraum. Yon 1740—1786. 
Auch ein neuer Angriff der Russen und Schweden auf 
Kolberg war erfolglos, dank der Unterstützung der patrio¬ 
tischen Bürgerschaft, unter der sich ein junger Seemann, Joachim 
Nettelbeck, auszeichnete. Dagegen gelang ein Handstreich 
der Russen unter Totlaben und der Österreicher unter Lacy 
auf Berlin und Charlottenburg; die Städte wurden em¬ 
pfindlich gebrandschatzt. Doch zogen die Feinde auf die 
Nachricht, dafs der König nahe, nach vier Tagen wieder ab 
(Oktober). 
Währenddes hatte sich I^aun nach Sachsen begeben; hier¬ 
hin ging mit verzweifelter Entschlossenheit auch Friedrich. Der 
Feind stand in einer aufserordentlich festen Stellung auf den Süp- 
titzer Höhen bei Jorgau; hier griff ihn Friedrich am 3. No- 
vem berlirf. Ihm selber mifslang bei dem mörderischen Kar¬ 
tätschenfeuer der Sturm auf die Höhen, er selbst wurde ver¬ 
wundet; doch Zieten fiel Daun in den Rücken und entschied am 
späten Abende die Schlacht. Der Preis des blutigen Sieges war 
Sachsen, das mit Ausnahme von Dresden behauptet wurde. 
1761. _ Trotz todesverachtenden Heldenmutes schien Friedrich 
schliefslich doch erliegen zu müssen. Zu einem Angriffe nicht 
mehr im Stande, bezog er das „HuiigefTäger“ von Bunzelwitz 
(nördl. von Schweidnitz), verwandelte dasselbe im Augenblick 
in eine starke Festung und liefs sich von der Übermacht der 
Russen unter Buturlin (spr.: Butürlin) und der Österreicher 
unter Tfaudon einschliefsen. Nach drei Wochen zogen die Feinde, 
uneinig und aus Mangel^ an Lebensmitteln, ab. Empfindlich war 
der Yerlust von~ Schweidnitz, das von Laudon überrumpelt 
wurde, und von Kolberg, das sich nun doch den Russen er¬ 
geben mufste. 
Friedrich bezog bei Strehlen (südl. von Breslau) Winter¬ 
quartiere. Hier kam er durch den \ errat des schlesischen Barons 
Warkotsch in die Gefahr, von den Österreichern gefangen zu 
werden; er entging ihr durch die Treue des Jägers Kappel. 
Am Ende des Jahres hörten auch die englischen Hilfs- 
gelder auf. Georg II. war 1760 gestorben; es folgte ihm Georg III., 
der Friedrich abgeneigt war. Der Thronwechsel hatte auch einen 
Ministerwechsel zur Folge. Pitt trat zurück, und der neue Minister
	        
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