40 Achter Zeitraum. Von 1789 —1858.
II. Preufsen unter Friedrich Wilhelm II. und der Unter¬
gang Polens.
42. 1. Preufsen unter Friedrich Wilhelm II. 1786 — 1797.
Friedrich Wilhelm II., der Sohn von Friedrichs d. Gr. Bruder
August Wilhelm, war ein Fürst von liebenswürdiger, wohl¬
wollender, ritterlicher Gesinnung. Der Anfang seiner Regierung
wurde vom Volke mit grofser Befriedigung empfunden. Er
schaffte die Regie und das Tabak- und Kaffeemonopol ab, ver¬
mochte jedoch nicht den Ausfall an Einnahmen zu decken. Ent¬
schiedene Förderung erfuhr die Kunst, für die der König be¬
geistert war.
Jedoch seine wenig klare Einsicht, seine geringe Energie und
Arbeitskraft, sein Mangel an sittlichem Ernst begannen bald sich
zum Schwaden des Staats geltend zu machen. Der König liefs
sich von Höflingen, wie Wöllner und dem Oberst von Bischoff-
werder, und ränkevollen Weibern beherrschen. Am preufsischen
Königshofe machten sich — zum ersten- und letztenmal in der
preufsischen Geschichte — sittenlose Zustände wie in Versailles
bemerkbar und wirkten auch auf das Yolk nachteilig ein; mit
Unsittlichkeit und Unglauben paarte sich pharisäische Heuchelei.
Die Finanzen wurden durch die Verschwendung des Hofes zer¬
rüttet; die ganze Landeskultur machte Rückschritte.
Das Staatsgebiet vergrößerte sich durch Ansbach und
Bayreuth, die ihr Markgraf, kinderlos und zur Regierung un¬
lustig, noch bei Lebzeiten 1791 abtrat, sowie durch polnische
Gebiete.
48. 2. Der Untergang Polens.
a) In der richtigen Erkenntnis, dafs ihr Unglück hauptsäch-
' lieh von ihren Staatseinrichtungen komme, hatten sich die Polen
N/eine neue Verfassung gegeben, nach der die Krone im sächsischen
r Hause erblich sein und die schlimmsten Gewohnheiten, wie das
h- Liberum veto (§ 20 a), beseitigt werden sollten. Da jedoch die
Anarchie Polens in Rufslands Interesse lag, so liefs Katharina II.
Truppen einrücken, denen die Polen trotz tapferen Widerstandes
bei Dubienka (am Bug) erlagen. Um Rufsland nicht die ganze