Full text: Geschichte der neuesten Zeit (Teil 4)

Die Aufrichtung des französischen Kaiserreichs. I 8s—93. 25 
natürlich unter französischem Vorsitz, durch eine Reichsdeputation zu 
Regensburg fortgesetzt, deren „Hauptschluß" dann der Reichstag be- 1803 
[tätigte. Die neue Ordnung bestimmte die geistlichen Gebiete zur Ein- 
Ziehung (Säkularisation), jene der kleineren Fürsten und der Reichs- 
städte, bis auf sechs, zur Einordnung (Mediatisation) in größere 
Staaten. 112 Staaten verschwanden. Preußen, das der Erste Konsul 
auf seine Seite zu ziehen wünschte, wurde reich bedacht: es erhielt die 
westfälischen Bistümer Paderborn, Osnabrück und Hildesheim sowie 
mehrere Stifter und Abteien in Sachsen, namentlich das Eichsfeld mit 
Erfurt. Zum Ersatz für Mainz, 5töln und Trier wurden Hessen-Kassel, 
Württemberg und Baden Kurfürstentümer. Baden erhielt dem Zaren 
Alexander zuliebe, der mit einer Enkelin Karl Friedrichs vermählt war, 
die rechtsrheinischen Trümmer der oberrheinischen Bistümer sowie große 
Stücke der Pfalz, deren Herrscherhaus eben ausgestorben war, mit den 
daniederliegenden Städten Mannheim und Heidelberg. Württemberg 
fielen die schwäbischen Reichsstädte und Abteien, Bayern zur Entschädigung 
für die Rheinpfalz die fränkischen und schwäbischen Bistümer zu. 
2. Bonaparte errichtete nun in den Sanierten mit seiner Gattin Io- 
sephine eine glänzende Hofhaltung. Er stiftete den Orden der Ehren- 
legion und umgab sich mit einer Schar von Marschällen und Höflingen. 
Er gab dem Lande eine einheitlich wirkende Verwaltung, unter deren 
Schutz sich der Wohlstand zusehends hob; er baute Straßen und Kanäle, 
die dem Handel und der Landwirtschaft zustatten kamen; er rief Schulen 
aller Art ins Leben, in denen Bürger wie Beamte und Offiziere heran- 
gebildet werden sollten. An der Abfassung einer neuen Gesetzessammlung, 
des Code Napoleon, arbeitete er selbst mit Sachkenntnis und Hin- 
gebung mit. Er schloß mit dem Papst ein Konkordat, durch das die 
katholische Kirche wieder zur Staatsreligion wurde; aber die Bischöfe 
ernannte das Staatsoberhaupt, die Geistlichen erhielten ihr Gehalt aus 
der Staatskasse, die bürgerliche Eheschließung wurde anerkannt und als 
Gegengabe der Gregorianische Kalender, vorläufig neben dem republi¬ 
kanischen, wieder eingeführt. 
3. Anschläge gegen sein Leben benutzte der Erste Konsul, um sich 
durch Volksabstimmung (Plebiszit) zum Konsul aus Lebenszeit, dann zum 
Kaiser der Franzosen erheben zu lassen. In der Kathedrale Notre- 
Dame zu Paris mußte Papst Pius VII. ihn feierlich salben; die Kronen Dez. 
setzte er sich und Josephine selber aufs Haupt. 1804 
Die aus der Zisalpinischen erwachsene Italienische Republik wandelte 
er um in ein Königreich Italien und krönte sich in Mailand mit 
der Eisernen Krone; sein Stiefsohn Eugen Beauharnais wurde 
Nizekönig.
	        
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