Object: [Teil 2 = 3. Schulj] (Teil 2 = 3. Schulj)

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angegossen. Und als es sich in die Höhe richtete und der Königssohn 
ihm ins Gesicht sah, so erkannte er das schöne Mädchen, das mit ihm 
getanzt hatte, und rief: „Das ist die rechte Braut!" Die Stiefmutter 
und die beiden Schwestern erschraken und wurden bleich vor Ärger; er 
aber nahm Aschenputtel aufs Pferd und ritt mit ihm fort. Als sie an 
dem Haselbäumchen vorbeikamen, riefen die zwei weißen Täubchen: 
„Rucke di guck, rucke di guck, 
kein Blut ist im Schuck, 
der Schuck ist nicht zu klein, 
die rechte Braut, die führt er heim." 
Und als sie das gerufen hatten, kamen sie beide herabgeflogen und setzten 
sich dem Aschenputtel auf die Schultern, eine rechts, die andere links, 
und blieben da sitzen. 
6. Als die Hochzeit mit dem Königssohn sollte gehalten werden, 
kamen die falschen Schwestern, wollten sich einschmeicheln und teil an 
seinem Glück nehmen. Als die Brautleute nun zur Kirche gingen, war 
die älteste zur rechten, die jüngste zur linken Seite; da pickten die Tauben 
einer jeden das eine Auge aus. Hernach, als sie herausgingen, war die 
älteste zur linken und die jüngste zur rechten, da pickten die Tauben 
einer jeden das andere Auge aus. So waren sie also für ihre Bosheit 
und Falschheit mit Blindheit auf ihr Lebtag gestraft. 
Brüder Grimm. 
44. Das goldene Spinnrad. 
1. Die kleine Mechthild ging eines Tages in den Wald, um Blumen 
zu pflücken. Die wollte sie der Großmutter, weil die ihr immer so schöne 
Märchen erzählte, zu einem Krünzlein winden. Sie hatte schon zwei 
Hände voll blaue Vergißmeinnicht gesammelt. Da kam das Kind müde 
an jene Stelle, wo der dunkle Waldweiher in Schilf und Rohr unter 
dem dicken Blätterdache der Buchen und Eichen träumt, das nie einen 
Sonnenstrahl auf des Teiches Spiegel fallen läßt. Und weil dort der 
Grund mit schwellendem Frühlingsmoos überzogen war, dachte Mecht¬ 
hild: „Ich will mich ausruhen und der Großmutter nun ihr Kränzlein 
winden." 
Sie setzte sich ins Moos, breitete die Vergißmeinnicht auf ihre 
Schürze aus und wand um die Stiele frische Waldbinsen, die in Büscheln 
um sie herum aus der Erde wuchsen. Als sie immer einen Stengel an 
den andern fügte, hörte sie plötzlich ein leises Plätschern im Teich. Sie 
lauschte auf und sah nach dem Wasser. 
2. Da bemerkte sie eine große gelbe Seerose, die blühte so golden, 
als wären die Strahlen der Frühlingssonne an ihr hängen geblieben,
	        
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