Das Rittertum. V 32—41.
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lichen Turm, dem „Bergfried", in dessen engen Räumen die Be-
lagerten den letzten Schutz suchten. Solch ein „Burgstall" war
Waiblingen. In den größern „Hofburgen" umfaßte der umfriedete
Raum auch den „Palas", das Herrenhaus, mit der Halle, die Wohn-
räume, namentlich die „Kemenate" für die Burgfrau, die Kapelle und
wohl auch einen zweiten Turm, von dem der Wächter Ausschau hielt,
gewöhnlich auch Brunnen und Burglinde. So auf der Wartburg.
Den Eingang bildete ein gewölbter Gang mit Fallgitter und „Pech-
nase". Außerhalb der Zugbrücke lag ein äußerer, mit Türmen und
Zinnen befestigter Hof, den Wirtschaftsgebäude und Gesinderäume
umgaben.
5. Dem Rittertum galt als Inbegriff standesmäßiger Gesittung
das Maßhalten, der Takt (diu mä^e). Es pflegte auch das geistige
Leben. Man zählte sieben Rittertugenden: Reiten, Schwimmen,
Bogenschießen, Fechten, Jagen, Schachspielen und Dichten. Seit der
Ritterzeit dichtete man in deutscher Sprache. Das Nibelungenlied
und die K u d ru n haben ritterliche Spielleute verfaßt und vorgetragen;
die Dichter der höfischen Epen: Hartmann von Au, Wolfram
von Eschenbach, Gottfried von Straßburg waren Ritter
wie auch der Minnesänger Walter von der Vogelweide, dessen
Lieder Gott priesen und die schöne Welt und das Vaterland:
Tiusche man sint wol gezogen,
rehte als enget sint diu wip getan.
4. Kaiser Friedrich der Rotbart.
1. Konrai) III. starb 1152 in Bamberg. Da sein Sohn Friedrich
noch im Knabenalter stand, sandte er die Reichsinsignien an seinen
Neffen Friedrich; er wollte verhüten, daß Heinrich der Löwe zum
König gewählt werde.
Friedrich I. war auch der Kirche willkommen, ein frommer
Herr, der nach der Sitte der Zeit täglich zur Messe ging. Die
Großen standen treu zu ihm. Als sich nach seiner Kaiserkrönung die
Römer empörten, weil sie die erwarteten Geldgeschenke nicht erhielten,
verdankte er im Straßenkampf sein Leben Heinrich dem Löwen; auf
dem Heimweg retteten ihn in der Klause bei Verona derselbe
Fürst mit dem Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach, ein andermal nach
der Sage der schwäbische Ritter Hermann von Siebeneichen, der sich
in des Kaisers Bett legte, um sich für ihn ermorden zu lassen.