Full text: Geschichte der neuesten Zeit (Teil 4)

Die französische Februarrevolution. 
die Stelle der anfänglichen Hoffnungsfreudigkeit. Auch der „vereinigte D^vereüngte 
Landtag", eine Versammlung sämtlicher Provinzialstände zu Berlin, 1847. 
das erste Parlament Preußens, zu dessen Mitgliedern auch Otto von 
Bismarck-Schönh'ausen als einer der hervorragendsten Redner der 
Minderheit gehörte, verlief ergebnislos, weil die große Mehrheit des 
Landtages weiter gehende Rechte verlangte, als sie der König gewähren 
wollte, insbesondere die Einberufung in regelmäßigen Zwischenräumen. 
So waren die Hoffnungen auf eine preußische Verfassung von neuem 
gescheitert. Indessen hatten in jener Zeit zwei Ereignisse mächtig zur 
Steigerung des nationalen Empfindens beigetragen. Zunächst erregte 
die Anmaßung des französischen Volkes, das zur Wiederherstellung Rh^enze. 
seines im Orient stark geschädigten „Prestiges"x) laut nach der Rhein- 184°- 
grenze verlangte, einen solchen Sturm der nationalen Entrüstung?) daß 
Louis Philipp seinen kriegslustigen Minister Thiers fallen ließ. Und nicht 
minder stark war die allgemeine Erregung, als König Christian VIII. ^Meswig- 
von Dänemark im Hinblick daraus, daß sein Sohn Friedrich kinderlos ^roge. 
war und das dänische Königshaus auszusterben drohte, in dem „offenen 
Brief" erklärte, daß Schleswig-Holstein ebenso wie Dänemark der 
weiblichen Erbfolge unterworfen fei, und daß er die Unverletzlichkeit des 
dänischen Gesamtstaates wahren werde. Nun hatte sich die schleswig-hol¬ 
steinische Ritterschaft, als sie 1460 den König von Dänemark zu ihrem 
Herzog wählte, die Rechte der politischen Selbständigkeit und der 
Untrennbarkeit zusichern lassen; außerdem galt in den Herzogtümern 
die männliche Erbfolge, und demnach war im Falle des Aussterbens 
des dänisHen^MlM?YMlses die Linie Sonderburg-Augustenburg 
erbberechtigt. Die schleswig-holsteinische Frage war es vornehmlich, an 
der sich das deutsche Nationalgefühl heranbildete?) 
Tie französische Februarrevolution. 
§ 111. In Frankreich war die Gegnerschaft gegen die Regierung 
Louis Philipps immer stärker geworden; vor allem verlangte man 
1) 1839 hatte Mehemed Ali von Ägypten den Sultan Mahmud angegriffe« 
und das türkische Heer, dessen Befehlshaber den Ratschlägen des im Lager anwesenden 
preußischen Hauptmanns v. Moltke kein Gehör schenkte, bei Nisib geschlagen. Da 
Mahmud damals starb, so war die Türkei in ihrem Bestände bedroht. Aber die drei 
Ostmächte und England traten für sie ein, und eine englisch-österreichische Flotte zwang 
Mehemed Alt, sich auf Ägypten zu beschränken. Dies empfanden die Franzosen, die 
ihn unterstützt hatten, als eine Niederlage ihrer Politik. 
2) Damals wurde Beckers Rheinlied — „Sie sollen ihn nicht haben" — zum 
Nationallied; zugleich dichtete Schneckenburger „Die Wacht am Rhein". 
3) Damals entstand das Lied: „Schleswig - Holstein meerumschlungen".
	        
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