Full text: Geschichte der neuesten Zeit (Teil 4)

Napoleons Kriege in Spanien und mit Osterreich. II 42—52. 
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der deutscheste aller Erzherzoge, und die junge Kaiserin Maria Ludo- 
vika hielten den Augenblick für gekommen, wo Österreich die bedrängte 
Menschheit retten könne. 
Auch Napoleons schnelle und siegreiche Rückkehr aus Spanien ver¬ 
mochte den Entschluß zum Kriege nicht rückgängig zu machen. Nationale 
Begeisterung erfüllte vornehm und gering; Väter und Söhne traten in 
Freibataillone ein, ungarische Adelsfamilien stellten ganze Husaren¬ 
regimenter ins Feld. Österreichs bester Feldherr, Erzherzog Karl, 
wußte sein Heer mit der Überzeugung zu beseelen, daß der bevorstehende 
Krieg der Befreiung ganz Deutschlands gelte. 
Zugleich erhoben sich die Tiroler gegen die Bayernherrschaft. Sie 
zürnten, weil die neue Obrigkeit in ihre alten Rechte der Selbstverwaltung 
und Selbstbewaffnung eingriff, und besonders, weil ihre religiösen Ge¬ 
wohnheiten angetastet wurden; sie wollten wieder zu ihrem Kaiserhause 
gehören. Mit der Unterstützung eines österreichischen Heeres, das das 
Pustertal heraufkam, nahmen sie französische und bayrische Heeresteile 
gefangen; nach einer Schlacht am Iselberg eroberten sie Innsbruck. Tirol 
war frei von Rooereit (Roveredo) bis gegen Kufstein hin. 
2. Allein während Erzherzog Johann auf dem südlichen Kriegs¬ 
schauplatz den Feind bis hinter die Etsch zurückschlug, verzögerte sich der 
Aufmarsch des Donauheeres; die Franzosen bekamen Zeit, sich zu sammeln. 
So wurde Erzherzog Karl in den Gefechten des „Regensburger 
Feidzuges" aus Bayern hinausgedrängt; er zog durch Böhmen gen 
Wien, in das Napoleon schon eingerückt war. 
Damit war der Krieg in der Hauptsache schon entschieden: ein ge¬ 
schlagenes Österreich durfte auf keine Verbündeten hoffen. Der Oberfeld¬ 
herr riet denn auch zum Frieden; aber die Kaiserin Ludovika widersetzte 
sich mit tapferem Mut. Als nun die Franzosen am Pfingstmontag von 
Wien aus die Donau überschritten, warf sie Erzherzog Karl in der Schlacht 
bei Aspern blutig zurück. Von ihm persönlich angefeuert, hielt das Fu߬ 
volk dem wilden Ansturm der französischen Reiterei stand wie ein Wall; 
auch am zweiten Schlachttage warf sich der Erzherzog selber, mit der Fahne 
eines Regiments in der Hand, dem Vorstoß der Franzosen entgegen. 
Die Donaubrücke brach: Napoleon war von seinen Reserven und seinen 
Munitionswagen getrennt; er mußte den Rückzug befehlen. 
Zum erstenmal war der Unüberwindliche überwunden; weithin durch 
Deutschland erscholl der Ruf der Schlacht bei Aspern und erregte mächtig 
die Gemüter. 
Aber nun versanken die Österreicher, die furchtbare Verluste gehabt 
hatten, in Untätigkeit. Erzherzog Karl konnte weder selbst zu einem Ent-
	        
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