Full text: Lehrbuch der Geschichte der älteren orientalischen Völker und der Griechen (Teil 1)

96 Poseidon, bei Hen Römern Neptun. jj g 13 
Fischschwanz endigte. Häufig war Poseidon auf seinen Meerfahrten von 
seinem Sohne Triton begleitet. Dieser hatte einen menschlichen Körper, 
welcher mit einem Fischschwanze endigte; sein Haar glich dem grünen Sumpf- 
kraute, und sein Leib war mit Schuppen besetzt. Er blies auf einer gewundenen 
Seemuschel. — Eine dem Poseidon untergeordnete Gottheit war Glaukos, 
ein weissagender Meergott, dem Triton ähnlich abgebildet, aber mit greisem 
Haupt. — Alle kräftigen und wilden Helden pflegte man Söhne Poseidon's 
zu nennen, so den Kyklopen Polyphem, s. § 37. Äolos, s. A. 1., 
den Riesen Antäos, s. § 27, :c. 
Abgebildet wurde Poseidon seinem Bruder Zeus ähnlich, nur 
hingen ihm Haare und Bart wilder herab; auch hat er den scharfen, 
finsteren Seemannsblick. 
Gefeiert wurden zu Ehren des Poseidon auf dem Jsthmos mit 
besonderem Glänze die isthmischen Spiele, 2mal während jeder 
Olympiade, von Sisyphos gegründet und von Theseus nach der Erlegung 
des Räubers^Sinis erneuert. Der Preis dabei war ein Fichtenkranz. 
Geheiligt sind dem Poseidon der Dreizack, das Roß, dessen 
.Erschaffung dem Gotte der gleichsam galoppirenden Wellen zugeschrieben 
wird, nnd die Fichte (weil hauptsächlich zum Schiffbau verwendet). 
Anmerk. 1: Äölos war der Gott der Winde. Durch Höhlen und Berg- 
flüfte strömt ein starker Luftzug, darum hatte er feinen Wohnsitz in einer Berghöhle 
auf der Insel Lipara, nordwestlich von Sicilien. Hier hielt er in Schläuchen die 
schlimmen Winde, die Kinder Typhon's, gefesselt, von denen er nach dem Willen der 
oberen Götter bald diesen, bald jenen losließ. 
§ 14. 
Demeter, bei den Römern Ceres. 
Demeter ist die in der Erde liegende Kraft, als liebende Mutter 
aufgefaßt, und nimmt als Erdgöttin die Stelle der alten Gäa ein. 
— Da die werthvollste Gabe der Erde das Getreide ist, war Demeter 
die Erfinderin des Ackerbaues, und weil der Ackerbau den wild um- 
herschweifenden Menschen zuerst an die Scholle fesselt, was ihn zwingt nach 
bestimmten Gesetzen zu leben, so ward sie Urheberin der ersten Gesetze 
(Thesmophöra, Gesetzgeberin.) 
Als ihre Tochter Persephöne von Pluton geraubt war, und sie 
nicht wußte, wohin die plötzlich Verschwundene entführt sei, zündete sie sich 
an dem Ätna eine Fackel an, bestieg mit derselben ihren mit geflügelten 
Drachen bespannten Wagen und durchsuchte die ganze weite Erde nach ihrem 
Kinde. Auf dieser Fahrt brachte sie den. Menschen das Getreide. In 
Eleusis wurde sie besonders freundlich aufgenommen in dem Haufe des 
dortigen Königs. Dem Triptolemos, dem Sohne desselben, gab sie das 
Gerstenkorn und ihren Drachenwagen, damit er in die Ferne ziehe und 
es den Menschen bringe. Nachdem sie sich zu erkennen gegeben, ließ sie 
sich von dem Könige einen Tempel zu Eleusis errichten. — Endlich ver¬ 
kündigte ihr der allfehende Helkos, was mit ihrer Tochter geschehen sei, 
und sie wandte sich an Zeus, s. § 9. 
Abgebildet wurde Demeter als stattliche Frau voll Würde, unb 
Milde, aber ohne die Hoheit der Hera, eine Fackel, Mohn oder Ähren 
haltend.
	        
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