100 Artemis, bei den Römern Diana. II. § 16.
§ 16.
Artemis, bei den Römern Diana;
auch Selene, bei ben Römern Lun a genannt.
Sie ist bie auf ber
Insel Delos zuerst¬
geborene Zwillings-
schwester Apollons,
hauptsächlich Göttin
bes Monbes unb
ber Iagb.
Bei dem klaren,
wolkenlosen Himmel
des Südens muß
der nächtliche Than
oft den die Frucht¬
barkeit der Erde för¬
dernden Regen er¬
setzen. Der Thau
fällt aber am reich¬
lichsten gegen Mor?
gen bei hellleuchten-
dem Monde, daher
ist Artemis, das
dämmernde Mond-
licht, das den Thau
sendet und die Nebel¬
wolken durch die
Thäler jagt, auch
selbst zur Jäg erin
geworden; am frühen
Morgen ist ja auch
die günstigste Jagd¬
zeit.
Da der Mensch
-r1-: ~rr : m . . n . „ . bei seiner Geburt in
Die sogenannte Diana von Versailles, letzt rm Louvre m Paps. ^ £age^eßc tritt
war die die Nacht sanft erleuchtende Artemis auch die Göttin der
Geburt. Da aber der Mensch bei seinem Tode auch wieder in die Nacht
zurücksinkt, war sie auch bie Göttin desTobes. Namentlich wenn man
die Ursache desselben nicht erkennen konnte, hieß es von Mädchen unb
Frauen, der Pfeil der Artemis hat sie bahtn gerafft, wie man von ben
Männern sagte, ber Pfeil Apollons hat ihn getroffen.
Mit Zeus' Genehmigung blieb Artemis unvermählt. Sie erbat sich
auch 60 Nymphen von ihm als Gefolge.. Die Kyklopen gaben ihr-Bogen,
Köcher unb Pfeile, unb ber Berggott Pan schenkte ihr schöne Jagdhunbe.
Hierauf fing sie 4 von ben Hirschen in Arkabien, welche golbeues Geweih
unb eherne Füße hatten, unb spannte sie an ihren Wagen. Sie war streng
gegen Ieben, ber ihre Gottheit Meibigte, s. A. 1 unb 2. Auch einen Aeb-
Fig. 28.