Full text: Lehrbuch der Geschichte der älteren orientalischen Völker und der Griechen (Teil 1)

I. § 8. Ptah, Ra, Ammon, Osiris, Isis, Typhon. 11 
lich die Sonne) in verschiedenen Bildern. Diese wurden • jedoch bald ausschließlich 
von dem Volke als Götter angebetet, indessen sich nur bei den Priestern, welche 
in den Sinn derselben eingeweiht waren, der Glaube an einen unsichtbaren 
Gott erhielt. 
Da man es in der Kunst nicht so weit gebracht hatte, die Eigen- 
schaft en der Götter auf den Gesichtern derselben ausdrücken zu können, 
so bildete man jeden Gott mit dem Kopfe des Thieres ab, das ihm 
geweiht war, und mit dessen Bilde man von Alters her in der ägyptischen 
Bilderschrift seinen Namen bezeichnete. Überhaupt stellten die Ägypter gern 
göttliche Wesen durch Symbole dar, d. h. durch Bilder, die einen Sinn 
nur andeuten und sich nicht leicht errathen lassen. Kenntlich auf den Ab- 
Bildungen sind die Götter unter Anderem durch den sogenannten 9til- 
schlüfsel, welchen sie in der Hand halten. Derselbe ist ein Henkel- 
kreuz (f), welches den Ägyptern das Symbol des Lebens war. Auch die 
Könige halten dasselbe. 
In der ältesten Zeit hatten die Ägypter 8 Gottheiten, zu denen später 
noch 12 hinzukamen, von denen aber nur wenige vom ganzen Volke verehrt 
wurden. 
Der älteste Gott war Ptah, der Feuergott. Mit seinem Lichte war 
die Welt aus der Finsterniß hervorgetreten. Nach dem Lichte kam das 
Leben, kamen die Götter, die Erde, die Menschen. Zu Memphis hatte Ptah 
ein altes Heiligthum. Der Nächste nach ihm ist: 
Ra, der Gott der Sonne, der das Leben und die Welt erhält. 
Die Sonnenscheibe, von 2 Flügeln getragen, ist sein Symbol. Der Sperber, 
der hellfarbige Stier und die Katze waren ihm geheiligt. Sein 
Haupttempel stand zu Heliopölis. Abgebildet wurde Ra: das Scepter 
in der Haud, die Sonnenscheibe, um welche sich ein Basilisk windet, auf 
dem Haupte, oder mit einem Sp er b er köpfe. 
Na fährt in einer Barke auf dem Wasser des Himmels von Osten nach Westen. 
Hier angelangt ist der Sonnengott schwarz, und seine Barke wird von West nach Ost 
am Seile auf dem Flusse der Unterwelt heraufgezogen, wie die Nilschiffe stromaufwärts. 
Die Ägypter von Theben verehrten hauptsächlich Ammon, den Gott 
des Himmels, den Verborgenen. Er wird abgebildet mit 2 hohen, aufrecht 
stehenden Federn über dem. königlichen Kopfschmucke. — Neben Ammon 
wurde der Gott Kneph verehrt, der Gott der Wasserspenden und der Über- 
schwemmungen. Ihm war der Widder geheiligt. Die Denkmäler zeigen 
ihn mit dem Widderkopfe und mit doppelten Hörnern. Beide Götter wurden 
auch als einer verehrt, als Ammon-Kneph, welchem das Ammonium 
gehörte, das berühmte Orakel der Oase Siwah. 
Neben den 20 älteren Göttern entstand noch ein anderer Götterkreis 
mit ausgebildeteren Sagen, welche zum eigentlichen Volksglauben wurden. 
Das Ringen der heilbringenden und der verderblichen Kräfte in der Natur, 
welches in ewigem Kreislause bald zum Leben, bald zum Tode (dem Winter) 
und von diesem wieder zum Leben führt, dachten sich die Ägypter als einen 
Kamps gewisser Göttergestalten: 
Ösiris, der Gott des Nils, regierte segensreich über die Ägypter. 
Er gab ihnen Gesetze und lehrte sie den Ackerbau und die Verehrung der 
Götter. Aber da nach der fruchtbaren Zeit in Ägypten bis zur beginnen- 
den Überschwemmung 72 Tage einer ausdörrenden Hitze und Unfruchtbarkeit 
folgten, so entstand die Sage, daß sich der schreckliche Typ hon (der Sand- 
stürm, die Dürre oder der versengende Sonnenstrahl) mit 72 Männern
	        
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