314 
selbst gegen den König. Dies wußte anch der euch bekannte Müller 
von Sanssouci. Die Anwendung der Folter hatte er gleich bei seinem 
Regierungsantritt untersagt. 
6) Friedrichs Sorge für Volksbildung. Wissenschaft und 
Künste. Nach Kräften sorgte der König für die Verbesserung des 
Schulwesens in seinem Lande. In den Dorfschulen sah es damals 
noch recht jämmerlich aus. Es fehlte an ordentlichen Schulhäusern, 
und als Lehrer wurden Handwerker, gewesene Bediente und Unter¬ 
offiziere angestellt, Leute, die zuweilen selber kaum schreiben und lesen 
konnten. Was Wunder also, wenn die Kinder, die noch dazu meistens 
die Schule nur im Winter besuchten, in Dummheit und Aberglauben 
aufwuchsen! Friedrich erließ daher gleich nach Abschluß des Hubertus¬ 
burger Friedens das „Generallandschulreglement", demzufolge in allen 
Dörfern besondere Schulhänser gebaut und ordentliche Lehrer angestellt 
werden sollten. Leider erreichte er hier nur wenig, weil die Guts¬ 
herren und Gemeinden oftmals kein Geld geben konnten oder wollten. 
Die höheren Lehranstalten dagegen entwickelten sich mehr und mehr. 
Der König hat auch viele prachtvolle Bauten ausführen lassen, unter 
denen das „Neue Palais" und „Sanssouci" die bekanntesten sind. 
Seinen verdienten Generalen (Schwerin, Seidlitz, Zielen, Leopold von 
Dessau) ließ er in Berlin Standbilder errichten. Auch die Musik 
wurde zu Friedrichs Zeiten sehr gepflegt. In seinen jüngeren Jahren 
blies er selbst gern die Flöte und gab oftmals des Abends in seinem 
Schlosse Konzerte. Berühmte Musiker sah er gern bei sich. Merk¬ 
würdigerweise liebte er die französische Dichtkunst mehr als die deutsche, 
obgleich zu seiner Zeit unsere größten deutschen Dichter (Lessing, Goethe, 
Schiller) lebten. 
e) Friedrichs Sorge für die Arinen und Notleidenden. 
Als ein „rechter König der Armen" erwies sich Friedrich auch darin, 
daß er in gesegneten Jahren Getreide aufspeicherte, damit sein Volk 
in schlechten Zeiten nicht Not leide. Während in den Hungerjahren 
1771 und 72 in den angrenzenden Ländern Tausende Hungers starben, 
ließ Friedrich seine Speicher öffnen und befahl, das Getreide zu billigen 
Preisen zu verkaufen, den Armen aber umsonst zu geben. Selbst an 
Halbverhungerten, die in Scharen über die Grenze kamen, konnte Barm¬ 
herzigkeit geübt werden. Die Stadt Greifenberg in Schlesien war 
1783 durch eine Feuersbrunst fast ganz eingeäschert worden. Der 
König sandte ihr eine große Summe zum Aufbau der abgebrannten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.