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träger aber ahmten das Beispiel des Königs nach und verliehen ihre Lehen
teilweise wieder an andere, um sich ebenfalls getreue Dienstleute zu schaffen.
Diese Untervasallen bildeten später den niederen, und deren Lehensherren den
höheren Lehensadel. Auf diesem Lehenswesen, das durch die Franken auch
in Deutschland aufkam, beruhte im Mittelalter die ganze Staatsverfassung.
§ 45.
Das griechische Kaiserreich; Untergang des Vandalen- und des
Ostgotenreiches; die Langobarden.
1. Kaiser Justinian I. Als ein Rest aus dem Altertum bestand neben
den neugegründeten Reichen der germanischen Völker noch das morgen-
ländische Römerreich oder das griechische (byzantinische)Kaiser-
tum. Es hatte sich gegen die von außen andringenden Völker erhalten, ob¬
gleich es auch im Innern durch heftige Parteikämpfe und sittliche Entartung
geschwächt war. Unter dem Kaiser Justinian I. hatte es sogar noch
einmal eine Zeit des Glanzes. Er beschützte die nördlichen Grenzen gegen
die Einfälle barbarischer Völker und wehrte den Andrang der mächtigen Perser
ab. Er konnte es sogar unternehmen, die dem römischen Reiche durch die
Völkerwanderung entrissenen Provinzen wieder zurückzugewinnen.
2. Untergang des Vandalenreiches. Zuerst schickte Justinian seinen
Feldherrn Belisar gegen das Vandalenreich aus. Der letzte König dieses
Reiches, ©elimer, wurde besiegt, und gefangen nach Konstantinopel gebracht;
das Gebiet des Vandalenreichs (die ehemalige Provinz Afrika) wurde
eine Provinz des oströmischen Reiches (534).
3. Untergang des Ostgotenreiches. Sodann wurde der siegreiche
Belisar auch gegen das Ostgotenreich ausgesandt, das nach dem Tode
Theodorichs des Großen in Zerrüttung geraten war. Belisar eroberte zuerst
Rom und dann auch Ravenna, wo er den Gotenkönig Vitiges (Wittich) ge-
fangen nahm. Darauf wurde er aber von dem Kaiser abberufen. Die Ost-
goten wählten sich einen neuen König, To t ilas; dieser eroberte den größten
Teil Italiens zurück. Gegen ihn wurde der oströmische Feldherr Narses
gesandt. Von ihm wurde Totilas besiegt und fand den Tod in tapferem Kampfe.
Noch einmal wählten sich die Ostgoten einen König, Tej as; auch dieser er-
lag in einem letzten Heldenkampfe am Vesuv. So fand das Ostgotenreich und
das Volk der Ostgoten seinen Untergang. 555, und Italien wurde eine Pro- ^
vinz des griechischen Kaiserreiches, v $///. # />,'/ - ' <
4. Justinians innere Regierung. Justinian iforgte für die Gesetzgebung durch
Sammlung der römischen Gesetze. Er erbaute die prächtige Sophienkirche in
Konstantinopel (Taf. VI, 7—9). Auch verpflanzte er den Seidenbau nach Europa.
5. Die Langobarden. Die Griechen herrschten über das ganzeJtalien