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ihre geistige Bildung unter den Völkern des Altertums hervorragten,
so waren die Römer das größte Herrschervolk. Kein anderes Volk hat
so wie sie es verstanden, einen Staalm sTaffen und groß und mächtig zu
machen. Daher gelangten sie von den kleinsten Anfängen aus allmählich zur
Weltherrschaft, daher zur vollkommensten Ausbildung des K ri e g s w e s e n s,
der Staatsverwaltung und der Rechtspflege. Auch die Reli-
gi on, welche mit dem nüchternen Dienst heimischer Gottheiten die Verehrung
griechischer Götter verband, war wesentlich Staatsreligion, unter der
Leitung des Staates stehend und seinen Zwecken dienend.
Die römische Religion verband mit dem nüchternen Dienste heimischer Gottheiten
(Janus — mit 2 Gesichtern, der Saatengott Saturn, der herdenbeschützende Faunus, die
Laren und Penaten) die Verehrung griechischer Götter (Jupiter, Mars, Juno, Minerva,
Diana, Vesta). —
Höhere geistige Bildung entwickelte sich erst spät und wurde nie Ge-
meingut des Volkes, sondern blieb Eigentum der Vornehmeren. Erst nach der
Unterwerfung Unteritaliens und Siziliens und besonders nach der Eroberung
Griechenlands, als eine große Menge griechischer Kunstwerke nach Rom kam
und griechische Künstler, Dichter und Gelehrte sich dort niederließen, reiften
allmählich Künste und Wissenschaften heran, die später im Zeitalter des
A u a u st us ilire höchste Blüte erreichten. Doch blieben die Griechen unerreicht
bare Vorbilder sür die roheren, weniger kunstsinnigen Römer.
Die Baukunst brachte schon in früherer Zeit gewaltige Werke hervor,
indem die Römer den von den Etruskern überkommenen Boaenbau zu groß-
artigen praktischen Bauwerken, wie: H£ßistra|eii,JBrücEen, Wasserleitungen
(Aquädukten) verwendeten (s. Tas. IV, 9).
Den Gewölbebau bildeten die Römer in 3 verschiedenen Systemen aus: Tonnen-
gewölbe, Kreuzgewölbe und Kuppel.
Als die Römer die griechische Kunst kennen lernten, verband sich mit
dem etruskischen Bogenbau der griechische Säulenbau; in
dieser Verbindung besteht das Wesen des römischen Baustiles. Unter den
3 griechischen Säulenordnungen bevorzugten die Römer den korinthischen
Stil.
Unter den verschiedenen Arten von Bauwerken find folgende hervorzuheben: Die
Tempel und die Theater entsprachen im wesentlichen den griechischen Vorbildern.
Das Amphitheater, für die Gladiatoren- und Tierkämpfe bestimmt, hat eine ovale
Form; in der Mitte ist die arena (Kampfplatz), ringsherum die Zuschauersitze. Der
Cirkus (Rennbahn), für die Wagen- und Pferderennen bestimmt, bildet ein langes,
schmales Rechteck, das an einer der kurzen Seiten abgerundet ist (Tas. IV, 4 u. 5). Das
Forum (Marktplatz) ist ein öffentlicher Platz, von Säulenhallen umgeben. Die Bafi -
lNa^Mrichtshalle) bildet ein Rechteck und ist der Länge nach in 3 j)amMeJ8flume
(SLiffe) geteilt, die dur^Säuleu^Meunt sind; hinter dem Mittetraum ist ein halbkreis-
förmiger Ausbau (Apsis). Das römische Haus enthält folgende Räume: vestibulum