Full text: Das Mittelalter und die Neuzeit (Teil 2)

— 80 — 
Haiti entdeckt und in Besitz genommen. Darauf kehrte Columbus nach 
Spanien zurück, um über die Erfolge seiner Fahrt Bericht zu erstatten. Er 
landete am 15. März 1493 an der spanischen Küste und wurde vom Volke 
mit Jubel begrüßt, am Königshofe mit hohen Ehren empfangen. 
3. Die zweite Reise wurde im September 1493 mit 1500 Mann auf 17 Schiffen 
angetreten. Sie führte abermals zur Entdeckung mehrerer Inseln, unter denen Porto- 
riko und Jamaika die bedeutendsten waren. Auf Haiti, der Lieblingsinsel des Co- 
lumbus, entstand durch die Habgier der Europäer und die grausame Mißhandlung der 
Eingeborenen, welche Indianer genannt wurden, Unordnung und Empörung. Columbus 
schlug die Aufständischen nieder, wurde aber selbst von seinen Widersachern beim Könige 
verklagt und kehrte daher nach Spanien zurück, wo er bei Hofe sein Verhalten rechtfertigte. 
4. Die dritte Reise (1498) ist namentlich durch die Entdeckung des Fest- 
land es von Südamerika an der Mündung des Orinokostromes bemerkenswert. Auf 
Haiti aber fand Columbus arge Verwirrung. Auf Betreiben seiner Feinde erschien ein 
königlicher Bevollmächtigter auf der Insel, der den Helden in Ketten nach Spanien ab- 
führen ließ. Dort wurde der Gefangene zwar sofort freigegeben; allein die Belohnungen, 
welche ihm früher zugesichert waren, wurden ihm nicht zu teil. Gleichwohl unternahm 
er noch eine 
5. vierte Reise (1502). Auf dieser hatte er furchtbare Gefahren zu bestehen. 
Nachdem ihm alle Schiffe nacheinander zu Grunde gegangen waren, schmachtete er mit 
seiner Mannschaft acht Monate lang auf einer Insel mitten unter den Wilden in der äußer- 
sten Not. Endlich erschien ein Fahrzeug, das ihn nach Haiti führte; von hier kehrte er 
krank und von Gram gebeugt nach Spanien zurück. Bald darauf starb er in der Stadt 
Valladolid (1506). Seine Leiche wurde nach Haiti und später nach Kuba gebracht und 
dort in der Kathedrale von Habana beigesetzt; die Kette, mit welcher er einst gefesselt war, 
wurde ihm, wie er verordnet hatte, mit ins Grab gelegt. Der von ihm entdeckte Erdteil 
erhielt nicht nach ihm, sondern nach dem Italiener Amerigo Vespucci,der ihn zuerst 
beschrieb, den Namen Amerika. 
§ 54. (114.) 
Entdeckungen und Eroberungen in der neuen Welt. 
1. Balboa (1513). Die Entdeckungen des Columbus wurden durch unternehmende 
Männer fortgesetzt. Vor allem kam es darauf an, die neue Welt mehr und mehr aufzu- 
schließen und von ihren Ländern und Schätzen Besitz zu ergreisen. Zuerst richtete sich 
der Entdeckungstrieb auf das mittlere und südliche Amerika; der Norden des Erdteils 
wurde erst später erforscht. Den nächsten wichtigen Erfolg errang der kühne Spanier 
Balboa 1513. Er überschritt mit einer geringen Anzahl Gefährten unter schweren 
Mühsalen die gebirgige Landenge von Panama und erreichte die Küste des Großen 
Oceans, den noch keines Europäers Auge geschaut hatte. 
2. Cortez (1519). Von besonderer Wichtigkeit war die Entdeckung und Eroberung 
von Mexiko, welche durch den spanischen Helden Ferdinand Cortez 1519 vollbracht 
wurde. Auf einer kleinen Flotte fuhr er (mit 700 Mann, 16 Pferden und 14 Geschützen) 
von Kuba aus nach der mexikanischen Küste. Nach seiner Landung verbrannte er die 
Schiffe, um seine Gefährten, denen dadurch jede Aussicht auf Rückkehr oder Flucht abge- 
schnitten war, zur äußersten Entschlossenheit zu zwingen. Er war überrascht, in dem 
Lande, das er betreten, nicht rohe Wilde, sondern ein Volk zu finden, das in Städten
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.