Full text: Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen

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Name. Sie trugen einen weißen Mantel mit rotem Kreuze, 
als Symbol ihres blutigen Berufs, und gewannen bald auch in Frank- 
reich große Ausdehnung und bedeutende Reichtümer. Letztere 
reizten den habsüchtigen König Philipp IV., den Schönen, der 1307 
alle Templer hinterlistig gesangen nehmen und auf falsche Anklagen 
hin entweder enthaupten oderverbrennen ließ. Papst Clemens II. 
bestätigte die Aufhebung dieses Ordens und gestattete dem Könige 
auch die Eingehung der Ordensreicknürncr. 
Der Orden der deutschen Ritter wurde 1191 durch Friedrich 
von Schwaben vor Akkon gestiftet, b est und nur aus Rittern deutscher 
Nationalität und trug einen weißen Mantel mit schwarzem 
Kreuze. Er wendete sich nach Beendigung der Kreuzzüge unter 
dem Großmeister Hermann von Salza nach Venedig und zog 
1229 für Polen in den Kampf gegen die heidnischen 
Preußen, welche endlich nach 35 järigem Kampfe sich zur Annahme 
des Christentums gezwungen sahen. Die Ritter blieben nun im Lande, 
und der Hochmeister residirte zu Marienburg. Als der Orden 
unter Albrecht von Brandenburg 1525 zur lulherischeuKirche 
übertrat, wendete sich ein kleiner Rest von Rittern nach 
Mergentheim in Schwaben. Im Iare 1815 wurde dann der Orden 
vollständig aufgehoben. 
Das Klosterwesen, diese älteste Stütze der Hierarchie, erlangte 
ebenfalls im Mittelalter und namentlich Wärend der Kreuzzüge 
seine höchste Ausbildung; denn damals sammelten sich nicht 
nur große, zumeist durch Schenkungen gewonnene Reichtümer in den 
Klöstern an, sondern diese waren zugleich Pflanzstätten der 
Kultur überhaupt. Von hier aus wurde zuerst der Anbau des Bodens 
betrieben: öde Gegenden wurden in fruchttragende, üppige Gefilde ver- 
wandelt, finstere Wälder wurden gelichtet. Es gab außerdem kaum einen 
Zweig der menschlichen Tätigkeit, der innerhalb der Klostermauern nicht 
feine Vertreter gehabt hätte: wärend der eine mit kunstvoller Hand die 
Werke des Altertums vervielfältigte, rou:de von andern der Glocken- 
gnss, der Orgelbau, die Glasmalerei, letztere besonders in 
Tegernsee, selbst die Baukunst betrieben, von den gewönlichen 
Gewerben ganz zu geschweige. Mönche waren G eschichtss chr eib er, 
Mathematiker, Rechtsgelehrte, Arznei- und Sprachkundige 
und in den Klosterschulen die Lehrer der sieben „freien" Künste, 
mit denen sich nur der freie Mann befassen durste: Grammatik, Dialektik, 
Rhetorik, Musik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie. Universitäten 
gab es zu jener Zeit nur wenige: Paris für die Theologen, 
Bologna für die Juristen, Salerno für die Mediziner. — 
Als ältester Mönchsorden erscheint der der Benediktiner, um 
530 durch Benedikt von Nursia iu's Leben gerufen, aus 
welchem sich 910 zu Clugny in Burgund der strenge Orden der 
Cluniacenser entwickelte, welcher der überhandnehmenden Sittenlosigkeit 
in den Klöstern steuerte. Im 11. Jarhundert gesellten sich zu diesen 
Orden ferner die Karthäuser, vorn Kloster Chartreuse bei Grenoble, die 
sich zu ewigem Stillschweigen, sowie zu strengen Bußübungen
	        
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