Full text: Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen

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die bemerkenswerterenPerseus, Bellerophontes, Orpheus; 
vor allen ragen hervor: Herkules und Theseus^). 
1. Perseus (von Argos), Sohn des Zeus und der Danäe, dringt in 
Flügelschuhen durch die Luft bis in das ferne, sonnenlose Nebelland vor und 
erlegt dort die grauenhafte Medusa, deren schlangenumwundenes Haupt jeden 
Beschauer in Stein verwandelt. 
2. Bellerophontes, von dem unsterblichen Flügelrösse Pegäsus in die 
Lüfte emporgetragen, tötet die entsetzliche Chimära. 
3. Orpheus, der Sängerheld, bewegt durch die Zaubermacht seiner 
Töne nicht allein der Menschen Herzen, er bezähmt durch sie auch die Tiere der 
Wildnis und erweicht die starren Felsen; ja, als er, um seine verlorene Gattin 
Eurydkce wiederzugewinnen, in das Schattenreich hinabsteigt, rührt er selbst 
die trotzigen Mächte der Unterwelt und bezwingt die eherne Brust des finsteren 
Totengottes. 
4. Herkules war der Sohn des Zeus und der Königin Alkmene von 
Theben. Als acht Monate altes Kind aus einem Schilde ruhend, der ihm zur 
Schlafstätte diente, erwürgt er zwei sein Leben bedrohende furchtbare Schlangen 
mit den Händen. Nachdem er dann als Knabe von den trefflichsten Lehrmeistern 
in den Künsten des Ringens, Fechtens, Bogenschießens und Wagenlenkens, auch 
in der Buchstabenschrift und im Zitherspiel unterwiesen worden, wächst er in 
freiem Gebirgsleben bei weidenden Herden zum hochragenden, kraftvollen Jüng- 
ling heran, der bald durch einzelne Kraftthaten sich hervorthut. Aber als er 
einst im Übermaß des Zorns einen schweren Frevel verübt, befiehlt ihm das 
Orakel zu Delphi, daß er zur Abbüßung seiner Unthat bei dem König Eu- 
ry st Heus von Mykenä in Dienst treten und die zwölf Arbeiten vollbringen 
solle, welche der König ihm ausgeben werde. Nachdem er diese siegreich bestan¬ 
den hat und aus dem Knechtsdienst bei Eurystheus befreit ist, verrichtet er 
neue Heldenthaten. Unter seltsamen Umständen und schweren Leiden erfolgt 
das Ende des Helden. Bei einer großen Opferfeier, die er feinem Vater Zeus 
veranstaltet, erhält er von feiner Gemahlin Deianira ein mit dem vergifteten 
Blute des Centauren Nefsus bestrichenes Festgewand, deffen furchtbare 
Wirkung Deianira nicht kannte. Kaum hat Herkules das Kleid angelegt, als 
das Gift wie verzehrende Feuersglut ihm in den Körper dringt und unerträg- 
liehe Schmerzen bereitet. Befreiung von der Qual kann nur der Tod gewähren. 
Daher läßt sich Herkules von feinen Gefährten auf den Ötaberg tragen und 
dort auf einen Scheiterhaufen heben. Aber als nun die verzehrenden Flammen 
an dem Holzstoß emporschlagen, sendet Zeus unter furchtbaren! Blitzen seine 
Donnerwolke hernieder, die den Helden den Schmerzen und Mühsalen des 
Erdenlebens entrückt und zum Lohne für seine unvergleichlich herrlichen Thaten 
zu den Höhen des Olympus emporhebt. Dort tritt er als Gott in den Kreis 
der Unsterblichen ein, und Hebe, die Göttin der ewigen Jugend, wird seine 
himmlische Gemahlin. 
l) Alle diese Sagen sind vom Verfasser ausführlich erzählt in: I. C. Andrä, Heroe«. 
Griechische Heldensagen für die Jugend. 3. u. 4. Stuft. Geb. 3 M., mit 28 Abbild, geb. 5V« M. 
Verlag von R. Voigtländer in Leipzig.
	        
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