92 Römische Geschichte,
gionen, die das Römerreich umfaßte, waren hier vertreten. Man nannte
Rom bewundernd „Die Versammlung des Erdkreises"- man pries es
als die „ewige", die „goldene", die „gemeinsame" Stadt. In den Provinz-
städten stand neben dem Altar des „göttlichen Augustus" einer der
„göttlichen Roma", und die vornehmsten Männer waren dessen Priester.
Hadrian erbaute der „Roma" in Rom selbst einen herrlichen Tempel.
Verschwendung und Genußsucht, sowie die größte Sittenlosigkeit griffen
um sich. Für Fremde gab es sogar schon „Führer". Auch eine Art
Zeitung war vorhanden, welche die kaiserlichen Verordnungen, die Senats-
beschlüsse, Hof- und Familiennachrichten, Unglücksfälle und Neuigkeiten
mitteilte.
4. Sicherung der Grenzlande. Augustus war kein eigentlicher
Eroberer. Nur um die Einfälle benachbarter Völker zu verhindern
und eine sichere Grenze zu gewinnen, veranstaltete er eine Anzahl
Kriegszüge. Die freien Stämme im nördlichen Spanien und in den
Alpenländern wurden unterworfen, Rhein- und Donaugrenze durch Be-
festigungen gedeckt. Der Partherkönig PhrahZtes IV. gab aus freien
Stücken die im Jahre 53 erbeuteten Feldzeichen des Crassischen Heeres
heraus und erkannte den Enphrat als Grenze an. Des Kaisers Sties-
söhne Drusus und Tiberius unterwarfen Rhüden, Vindelieien (vom
Züricher See bis zum Inn) und Noricnm (die österreichischen Alpen¬
länder ohne Tirol, bis zum Wiener Wald). Tiberius allein bezwang
das illyrische Pannonien (bis zur Save). Drusus war eifrig bemüht,
das römische Reich über die deutschen Gaue bis zur Elbe auszudehnen. Er
führte im Jahre 12 v. Chr. eine Flotte gegen die Nordseeküste heran;
später baute er an der Lippe die Feste Aliso und drang vom Main
bis über die Saale vor. Auf dem Rückzüge erlitt er durch einen Sturz
mit dem Pferde arge Verletzungen und starb bald darauf (9 v. Chr.).
Weniger durch Waffenthaten als durch Verhandlungen erreichte sein
nach ihm nach Germanien gesandter Bruder. Damals hatte Marbod,
der Heerkönig der Markomannen, ein großes Reich in Böhmen ge-
gründet. Der Aufstand der Pannonier und Dalmatiner verhinderte
den Krieg, den Rom eben von zwei Seiten gegen ihn fähren wollte.
Während jener Aufstand bewältigt wurde, waren die alten Deutschen
nicht willens, sich dem Joche der Römer zu beugen. Ein heldenhafter,
junger Fürst, der Cherusker Armin, brachte einen heimlichen Bund
gegen den Statthalter Quinctilius Varus zustande. Im Tento-
burger Walde überfiel er ihn samt seinen drei Legionen und ver-
Richtete sie fast; nur ein Teil der Reiterei schlug sich durch. Varus
aber stürzte sich verzweiflungsvoll in sein Schwert (9 nach Chr.).
Tiberius, zum drittenmal nach Germanien gesandt, gab mit Ausnahme
der Nordseeküste die Länder bis zur Weser auf. So wurde im