Full text: Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

§ 30. Die ersten Glaubenskriege in Deutschland n. d. Augsburger Religionsfriede. 157 
von Nizza (1538). Aber schon nach 4 Jahren begann der Krieg wieder, 
nachdem Karl t. vergeblich (1541) versucht hatte, Algier, den Herd des 
Seeräuberunfugs, selbst zu erobern. Franzi, hatte sich diesmal wieder mit 
den Türken und außerdem mit dem Herzog von Kleve verbündet. Wegen 
der Fortschritte der französischen Waffen verständigte sich KarlV. wieder mit 
den Protestanten, denen er ein Konzil und Einsetzung protestantischer Bei¬ 
sitzer am Reichskammergericht zusagte. Vom Reiche kräftig unterstützt, drang 
er bis Soissons vor. Schließlich beendete den Krieg der Friede von 
Crepy (nw. von Laon) (1544), dem ein Waffenstillstand mit den Türken 
folgte (1545), und gab Karl V. endlich die Hände gegen die deutschen 
Protestanten frei. Soliman hatte 1541 das mittlere Ungarn zu einem 
Paschalik mit der Hauptstadt Ofen umgewandelt. Umsonst ver¬ 
suchte Joachim II. von Brandenburg 1542 Pesth durch Belagerung zu 
nehmen. 
§ 30. §ie ersten $Ca«6ettsßrtege irr Deutschland und 
der Augsburger Hlettgionsfrrede. 
1. Luthers Tod und der schmalkaldrsche Krieg (1546—1547). 
Karls V. Plan war, nunmehr den Protestantismus in Deutschland aus¬ 
zurotten und die Macht der Fürsten zu brechen. Mehrere Religions¬ 
gespräche, u. a. 1541 in Regensburg, hatten die gewünschte „Vereinigung 
der Religion" nicht herbeigeführt. Da auch der Erzbischof von Köln 
sich der neuen Lehre zuwandte, waren bereits vier Kurfürsten evan¬ 
gelisch geworden, und es war zu befürchten, daß ohne ein Eingreifen 
des Kaisers schließlich nur noch Bayern und die österreichischen Länder 
bei dem Katholizismus verharrten. Karl V. hatte den Papst vermocht, 
für 1545 eine allgemeine Kirchenversammlung zu berufen, die zu Trient 
zusammentrat. Als sich die Protestanten gegen den Besuch dieser aus- 
sprachen, war der Krieg unabwendbar. 
Noch vor dessen Beginn starb Dr. Martin Luther zu Eisleben, 
seiner Geburtsstadt (18. Februar 1546), wohin ihn die Grafen von 
Mansfeld zur Schlichtung eines Erbschaftsstreits berufen hatten. Der 
Leichnam wurde in der Wittenberger Schloßkirche beigesetzt. (Vgl. noch 
das Gedicht von Julius Sturm: „Dr. Luther bei dem Tode seines 
Lenchens"; von Konrad Ferdinand Meyer: „Lutherlied".) 
Der schmalkaldische Bund hatte ein großes Heer aufgestellt; die 
norddeutschen Truppen befehligten seine beiden Häupter, Philipp von 
Hessen und der neue Kurfürst von Sachsen, Johann Friedrich, 
während die Mannschaften der süddeutschen Städte der Feldhauptmann 
Sebastian Schärtlin von Burtenbach anführte. Hätte der überaus 
ängstliche Kurfürst den beiden anderen kühnen Feldobristen nachgegeben, 
so wäre der Sieg ihrer Partei möglich gewesen. Dem Kaiser gelang 
es, die Kurfürsten von der Pfalz und von Brandenburg zur Ruhe zu 
vermögen und mit Bayern und selbst mit zwei protestantischen Fürsten,
	        
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