16 Deutsche Geschichte im Mittelalter.
Hafter, hochgemuter Jüngling, dessen Sinn auf große Taten und Ruhm
gerichtet war. In der Schlacht von Aquileja, in der die gotischen Hilfs¬
truppen Theodosius die Herrschaft über den Westen erstritten, hatte er
als einer der Tapfersten mitgekämpft. Als jetzt der oströmische Hof ihm
die Jahrgelder vorenthielt, erhob er sich und zog bis vor Constantinopel
und nach Griechenland. Nunmehr bewilligte ihm Arcadius die Stellung
eines Oberfeldherrn auf der westlichen Balkanhalbinsel.
Als im Jahre 400 die Hunnen die Donau überschritten, drang
Alarich in Italien ein, erlitt aber zwei Niederlagen und zog sich
zurück. Um das Hauptlaud zu retten, hatte Stilicho auch Gallien von
fast allen Truppen entblößen müssen. Dieses wurde 405 von den
Sueben, Vandalen und Alanen überflutet. Ein furchtbarer Haufe
unter Radagais brach in Italien ein, wurde aber unfern Florenz
von Stilicho vernichtet. Statt sich um diesen Mann, die einzige Stütze
des Reiches in dieser schweren Zeit, zu sammeln und ihm dankbar für
sein Wirken zu sein, spannen die Römer Ränke wider ihn, Honorins
gab ihn preis, und in Ravenna wurde Stilicho ermordet.
Wiederum fiel Alarich in Italien ein. Dreimal zog er vor Rom,
das sich jedesmal ergab und' zuletzt (410) drei Tage mit Plünderung
heimgesucht wurde. Im Begriffe, nach Sizilien überzusetzen, starb
Alarich in Süditalien (410) und wurde der Überlieferung nach im Flusse
Buseuto beigesetzt. (Vgl. das Gedicht von Platen: „Das Grab im Busento".)
4. Die Gründung germanischer Reiche auf Römerbodeir. Athaulf,
sein Schwager, führte hierauf die Westgoten nach Gallien und Nord¬
spanien. Nachdem er der Blutrache zum Opfer gefallen war, gründete
Valja in Südgallien das Westgotenreich mit der Hauptstadt Tolosa
(Toulouse) (419), das sich bald über säst ganz Spanien und nördlich bis
zur Loire ausdehnte. In Spanien hatten sich die Alanen, Sueben nnb
Vandalen niedergelassen. Die Sueben behaupteten sich bis 585. Von
den Westgoten bedrängt, gingen die Vandalen unter Geiserich nach
Afrika hinüber (429), wo sie Karthago eroberten, ein Reich aufrichteten
und eine Seemacht schufen. Während die Vandalen die Stadt Hippo
belagerten, starb dort der berühmte Bischof Augustinus (430). Von
hier fuhren sie 455 an die Tibermündung und plünderten auf Anstiften
der Kaiserin Eudoxia Rom zehn Tage lang. Um 449 setzten sich
Sachsen und Angeln, von den verweichlichten Kelten gegen die räube¬
rischen Picten und Scoten des Nordlandes zu Hilfe gerufen, in
Britannien fest, wo sie allmählich sieben (angelsächsische) Reiche gründeten:
Sussex, Essex, Wessex, Keut, Ostangeln, Northumberland und
Mercia. Diese vereinigte 827 Egbert von Wessex zu einem Staate.
Die zurückgedrängten Briten fanden in den Bergen von Wales oder in
der „Bretagne" eine Zuflucht.