fullscreen: Die Neuzeit (Band 3)

Seine Einkerkerung und Hinrichtung. 153 
willen, wenigstens einige Strenge zeigen müsse. Sie wollte eine 
Art von mütterlicher Züchtigung über ihn ergehen lassen, die ihn 
eine zeitlang schmerzen sollte, ohne ihn für immer zu Grunde 
zu richten. Zu dem Ende ließ sie ihn verhaften und ernannte 
einen andern Statthalter für Irland. Bald darauf erhielt er 
seine Freiheit wieder, durfte sich aber nicht am Hose sehen las¬ 
sen. Essex erlaubte sich nun unbesonnene Äußerungen gegen die 
Königin, welche durch seine Gegner alles erfuhr, und ließ sich 
selbst in ein Einverständnis mit dem König Jakob von Schott¬ 
land ein, dem er versprach, es durchzusetzen, daß Elisabeth ihn 
als ihren Nachfolger erkläre. Endlich, im Vertrauen ans die 
Volksgunst, die er wirklich besaß, leitete er eine förmliche Ver¬ 
schwörung ein; er wollte das Schloß überrumpeln, der Königin 
die Versammlung eines Parlaments abtrotzen, und sie zwingen 
zu regieren, wie er es wollte. Sein Plan wurde jedoch ver¬ 
raten und am 8. März 1601 erschien der Großsiegelbewahrer, 
der Lord Oberrichler und einige andere Staatsbeamte in seinem 
Landhause, um ihn vor die Königin zu führen. Statt ihnen zu 
folgen, ließ er sie gefangen nehmen, zog mit seinem Anhange 
nach der Stadt, rief das Volk aus den Straßen zu seinem Bei¬ 
stände auf, und hoffte, ganz London werde für ihn streiten. 
Allein er hatte sich nicht nur getäuscht, sondern sah sich auch 
bald von seinen bisherigen Anhängern verlassen und demnach 
genötigt sich zu ergeben. Als Rebell vor Gericht gestellt, wurde 
er zum Tode verurteilt. Anfangs nannte er diesen Spruch einen 
unverdienten, dann gingen ihm aber die Augen über seine Thor¬ 
heiten und Vergehungen auf, und er bezeigte tiefe und aufrichtige 
Reue. Elisabeth hatte erwartet, daß er ihre Gnade anrufen 
werde; da sie sich aber hierin getäuscht hatte, bestätigte sie mit 
schwerem Herzen das Urteil. Am 25. Februar 1601 ward er 
— im 34. Lebensjahre — im Tower hingerichtet. Dieselbe 
(Strafe litten nachher noch vier seiner Mitschuldigen, alle übrigen 
begnadigte die Königin. 
Der Schmerz über diesen unglücklichen Ausgang ihres Lieblings 
blieb in Elisabeths Seele zurück, aber schwerlich veranlaßte er, 
wie viele annehmen, den Trübsinn, der sie kurz vor ihrem eige¬ 
nen Ende befiel. Die zunehmende Gleichgiltigkeit ihrer übrigen 
Günstlinge, die Vereinsamung ihres Hofes, das bedeutsame 
Schweigen des Volkes bei ihrem öffentlichen Erscheinen — alles 
dies galt ihr als Beweis dafür, daß die Zuneigung ihrer Unter¬ 
thanen sich in Widerwillen verwandelt habe, und daß man sich 
nach ihrem Tode sehne. Zn dem düsteren Seelenznstaude der 
Königin kamen körperliche Leiden, die sich im Jahre 1603 so
	        
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