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führung unsägliche Ausdauer beweist; so sind die Götterbilder
kolossal und ohne Rücksicht auf Schönheit gestaltet, unförmlich
nicht selten bis zum Fratzenhaften.
5. Auch die Wissenschaft hing mit der Religion zusam-
men und fand ihre Pflege faft ausschließlich bei den Priestern.
Sie bezog sich vorzugsweise aus die Götterlehre selbst, die durch
priesterliche Weisheit ergänzt und ausgebildet wurde; daran schlössen
sich dann Beobachtungen und Berechnungen der Himmelserschei-
nungen und geometrische Forschungen.
6. Ein erfreuliches Schauspiel bietet die hohe Entwicklung,
zu welcher Gewerbfleiß und Handel bei mehreren Völkern
gelangten. In einzelnen Gewerben wurde (gefördert durch das
Kastenwesen, das stets das Geschäft des Vaters auf den Sohn
vererbte) eine bewundernswürdige Geschicklichkeit erreicht; der
Handel gedieh, unterstützt durch Schifffahrt und durch Anwendung
des Kameels, des „Schiffes der Wüste", welches Caravanen-
züge durch weite, wasserlose Einöden möglich machte, zur grö߬
ten Ausdehnung und bahnte, indem er entlegene Länder berührte,
entfernte Völker in Verbindung brachte, ansehnliche Städte ent-
stehen oder zu hohem Glanz und Reichthum erblühen ließ, den
Fortschritten der Cnltur die Wege.
Indem wir uns zu den einzelnen Völkern des Orients
wenden, haben wir als die wichtigsten derselben hervorzuheben:
1. die Aegypter in Afrika;
2. die Babylonier und die Assyrier;
3. die Med er und die Perser;
4. die Phönicie f/fcmtmtlich imsüdwestlichenAsie it..
§ 3.
Die Aegypter.
A. Das Land Aegypten.
(s. Karte I.)
Aegypten, im Alterthum zu Asien mitgerechnet, berührt im
Norden das Mittelmeer und erstreckt sich 150 Meilen weit gen
Süden, wo Aethiopien beginnt; östlich grenzt es an Arabien