Full text: Das Mittelalter und die Neuzeit (Teil 2)

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Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. 
Albrechts II. Sohn, der junge L ad is l aus, der nach seines 
Vaters Tode König von Böhmen geworden war, wurde auch von 
einem Theile der Ungern zum König gewählt. Da er aber noch 
unmündig und daher unter der Aussicht seines Vormundes, Frie¬ 
drichs III., war, so verlangten sie, der Kaiser solle den jungen 
König und die ungarische Krone ihnen herausgeben, und da er 
das nicht wollte, so fielen sie mehrere Jahre hintereinander in 
Oestreich ein und verwüsteten das Land. Der träge Kaiser ließ 
das ruhig geschehen; er saß indessen in Wienerisch-Neustadt und 
pflegte seine Blumen, als wenn ihn der Krieg gar nichts anginge. 
Endlich halfen sich die Oestreicher selbst; sie boten den Landsturm 
auf und jagten die Ungern über die Grenze; aber vor ihrem 
Kaiser konnten sie keine Achtung haben. 
Zuletzt brach ein förmlicher Aufruhr gegen ihn aus. Er 
hatte nämlich seine Söldlinge entlassen; diese aber blieben, weil 
er ihnen ihren Sold nicht gegeben hatte, beisammen und plün¬ 
derten das Land aus. Das erregte natürlich allgenieines Murren. 
Eyzin ger, einst Albrechts Liebling, der ihn aus gemeinem Stande 
zum Baron erhoben hatte, stellte sich an die Spitze der Unzufrie¬ 
denen. Aber Friedrich gab nicht nach; im Gegentheil ließ er den 
jungen Ladislaus, dessen Auslieferung die Empörer verlangten, 
in noch sicherern Gewahrsam bringen, und reiste, als wenn ihn 
die Unruhen nichts angingen, nach Italien, wo er sich mit der 
portugiesischen Prinzessin Eleonora vermählte und sich in Rom 
krönen ließ. Als er zurückkam, wurde er in Wienerisch-Neustadt 
von den Unzufriedenen belagert und nicht eher freigelassen, bis 
er den jungen König herausgegeben hatte, den nun die Böhmens 
Oestreicher und Ungern mit Frohlocken als ihren Herrn aufnah¬ 
men. Ladislaus nahm nun seine Residenz in Wien, und ließ 
Oestreich — denn dem Kaiser gehörte nur Oberöstreich — durch 
den Grafen Ulrich von Cilley, Böhmen durch Georg von 
Podiebrad, und Ungarn durch Johann Corvin Hunyad, 
der damals (1452) noch lebte, als Statthalter regieren. 
Aber die Ruhe dauerte nicht lange. Des Kaisers Bruder 
Albrecht, der Verschwender genannt, ein unruhiger und habsüch¬ 
tiger Mensch, hetzte die Wiener gegen den Kaiser auf. Dieser 
versprach, sich mit ihm zu besprechen und deshalb nach Wien zu 
kommen, schickte auch seine Frau Eleonore und seinen Sohn Maxi¬ 
milian dahin ab. Kaum aber waren diese angekommen, so er¬ 
regte der Pöbel einen Aufruhr. Friedrich, statt schnell den Sei-
	        
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