§ 132. Der deutsche Krieg 1866. § 133. Der deutsch-französische Krieg 1870—1871. 209
Außerdem schloß Preußen Schutz- und Trutzbündnisse mit den Bündnisse
süddeutschen Staaten, wodurch deren Streitkräfte im Kriegsfall
unter den Oberbefehl des Königs von Preußen gestellt wurden; den Weg
Zu diesen Bündnissen ebneten Napoleons III. „Entschädigungsansprüche"
auf Rheinbayern und Hessen und deren Zurückweisung durch Preußen.
Der deutsch-französische Krieg 1870—1871.
§ 133. Die Entstehung des deutsch¬
französischen Krieges.
1. Die Ursachen des Krieges. Geschichtschreiber und Dichter er¬
weckten im französischen Volke den Wahn, der Rhein sei F r a n k - Rh-wgrenz«
reichs natürliche Grenze, das linksrheinische Deutschland samt
Belgien müsse daher mit Frankreich vereinigt werden. Solange der
Deutsche Bund bestand, war Frankreich auch ohne jene Gebietserweiterung
dem zersplitterten Deutschland an Macht und Ansehen überlegen. RIs aber
öer Krieg von 1866 Preußens Stärke gezeigt und vermehrt, Österreichs
hemmenden Einfluß entfernt und das übrige Deutschland fester zusammen¬
geschlossen hatte, da regte sich Frankreichs Neid, um so mehr als gerade da-
mals der französische Feldzug gegen Mexiko ein unglückliches Ende nahm.
Frankreich forderte „Rache für Sadotva". Napoleon mußte einen Um- Rache für
stürz seines Thrones befürchten, wenn es ihm nicht gelang, den Ehrgeiz Saöoroa
öes französischen Volkes zu befriedigen. Seine Kriegsmacht war damals
der preußischen nicht gewachsen; er versuchte deshalb zunächst auf fried*
lichem Wege, dies oder jenes Stück des westlichen Rheingebietes für Frank-
reich zu erlangen. Doch Bismarck lehnte jede Abtretung deutschen Ge- Zurück-
bietes entschieden ab und vereitelte auch Napoleons Absicht, das Groß-
Herzogtum Luxemburg von Holland zu kaufen. mfäer Er.
2. französische Rüstungen. Napoleon rüstete sich deshalb zum Mn/
Kriege gegen Preußen, zu dem auch die Kaiserin (Eugenie drängte. Der
Marschall Niel suchte die französische Armee zu verstärken und be- rnei
waffnete sie mit Mitrai11 eusen und dem weittragenden Thassepot-
getvehr, und schließlich erklärte Niels Nachfolger £eboeuf: „Nous ceboeuf
sommes archiprets (lvir sind völlig bereit)". Der rOelt verhüllte der
Kaiser seine kriegerischen Absichten, indem er noch im Juni 1870 verkünden
ließ, nie sei die Lage der Dinge friedlicher gewesen.
3. Der vorwand zum Kriege. Ein vorwand zum Kriege war
halb gefunden. Die Spanier hatten im Jahre 1868 ihre sittenlose «önLIZ!
Jlnbrd, Cetjrbuch d. Gesch. f. höh. Mädchenschulen, n. -»4