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VI. Bilder aus den fremden Erdteilen. 
85. Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen in Jerusalem. 
Als der Suezkanal nach zehnjähriger Arbeit vollendet war, sollte er 
am 16. November 1869 in Gegenwart hoher Gäste feierlich eröffnet 
werden. Der Vizekönig von Äghpten hatte sich entschlossen, die vor¬ 
nehmsten und willkommensten Gäste zum Feste selbst einzuladen. So 
überbrachte er auch dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm persönlich die 
Einladung, Suez zu besuchen, nach Berlin. Und der Kronprinz nahm 
sie um so lieber an, als ihm die Reise nach Äghpten die längst er¬ 
wünschte Gelegenheit bot, auch Palästina zu besuchen und die geweihten 
Stätten zu betreten, von welchen aus das Licht des Heils sich über die 
Welt ergossen hat. Rechtzeitig verließ der Kronprinz Deutschland, um 
noch vor Einweihung des Suezkanals mit Muße Palästina bereisen zu 
können. 
In Jaffa angelangt, wurde der hohe Reisende von einem starken 
Reitertrupp nach Jerusalem geleitet. Eine nicht unfreundliche Straße 
führt von dem alten Hasenplatz zur heiligen Stadt. Der Weg ist besäet 
mit größeren und kleineren Ortschaften, deren manche geschichtliche Er¬ 
innerungen aufzuweisen haben. In einem Thale unweit von Jerusalem, 
in Bab el Wadi, übernachtete der Kronprinz unter einem Zelte. Bei 
Morgengrauen setzte er die Reise fort. Die Straße steigt hier bald zu 
einem Hügel hinan, bald senkt sie sich wieder ins Thal. Abermals 
folgen Berg und Thal, — in diesem soll David gegen Goliath gekämpft 
haben, — bis plötzlich eine mächtige Kirche mit fünf Kuppeln und da¬ 
hinter der Ölberg sichtbar werden. Noch sieht man aber Jerusalem 
selbst nicht. Man durchreitet eine bewohnte Gegend zwischen kleinen 
Häusern mit den flachen orientalischen Dächern, — da ist man schon an 
der Ringmauer angelangt. Das Jaffathor ist offen; man steht auf 
heiligem Boden. 
Der Einzug des Kronprinzen ging freilich nicht so einfach von 
statten. Schon eine Stunde vor Jerusalem wurde er von dort wohnenden 
Deutschen unter Anführung des evangelischen Pfarrers festlich, mit freu¬ 
digen Zurufen empfangen. Großartig gestaltete sich der Empfang am 
Jaffathore, wo der Kronprinz von den Würdenträgern der Stadt und 
einer großen Volksmenge empfangen wurde. Gar prächtig nahm sich 
seine hohe, stolze Gestalt auf dem weißen Rosse aus. Über der sicht¬ 
baren Generalsunisorm fiel von den Schultern ein langer, weißer Mantel
	        
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