42 Das Mittelalter.
32] § 34. Heinrich IV. 1056—1106.
io5n6-iioV6 L Die Zeit der Vormundschaft. Heinrich IV. 1056—1106
stand zuerst unter der Vormundschaft seiner Mutter Agnes. Doch während
eines Festes zu Kaiserswerth entführte der Erzbischof Anno von Köln
den zwölfjährigen Knaben zu Schiffe nach Köln. Er hielt ihn in strenger
Sucht, mutzte aber bald seinen Einfluß mit dem Erzbischof Adalbert
von Bxe rn e n teilen, der schließlich während einer Reise Amtos den jungen
König gänzlich in seine Hände brachte. Adalbert wirkte durch Nachgiebig¬
keit und Schmeichelei auf Heinrichs Wesen verderblich ein; er erfüllte ihn
mit Geringschätzung gegen die Fürsten, vor allem aber mit Abneigung gegen
die sächsischen Großen, weil diese sich des Erzbischofs ehrgeizigen Plänen
entgegenstellten. Schon in seinem 15. Jahre wurde Heinrich mündig erklärt
und übernahm unter Adalberts fernerem Einfluß die Regierung.
flusadi"cnber 2" ^er Aufstand der Sachsen. Durch E^bauun^von Zwing-
b^LLg£ji_im sächsischen Lande, durch drückende Hofhaltung in der
Königspfalz zu (Boslar und auf der benachbarten Harzburg, endlich durch
harte Behandlung der sächsischen Fürsten rief Heinrich einen
Kufstand der Sachsen hervor. (Er mußte durch den Harzwald ent¬
fliehen, und seine Burgen wurden zerftört.|Doch fand der König in Worms
und andern Rheinstädten und, weil die Sä'chsen auf der Harzburg auch die
Kirche und die Gräber schändeten, auch bei den rheinischen und süddeutschen
Fürsten tatkräftige Unterstützung; er besiegte die Aufständischen
und nahm seinen Wohnsitz wieder in (Boslar.
3. Heinrichs IV. Streit mit dem Papste. Nun aber geriet der
König in Streit mit dem Papste. Die päpstliche Würde hatte damals
Gregor VII Gressr^Il. (1075—1085) inne. Gregor entstammte einer Bauernfamilie
Toskanas und trug vor seiner Erwählung zum Papste den Namen Hilde-
brand. Er trat zunächst in ein römisches KIo jter ein und wurde ein
eifriger Anhänger der kluniazensischenReformbejt rebungen.
Gregor war von unansehnlichem Körper; doch dunkle, feurige Augen und
ein entschlossenes Auftreten verrieten seinen gewaltigen Geist. Infolge seiner
Klugheit und Tatkraft wurde er der Ratgeber mehrerer Pfipfte:
als solcher setzte er namentlich durch, daß die Päpste nicht mehr durch das
Sprung römische Volk und unter Mitwirkung des Kaisers, sondern durch die Kar-
pa^troatii d inäle^ d. fy. die höchsten Geistlichen der Stadt Rom und ihrer Umgebung,
erwählt wurden. Als Pap st war er mit glühendem Eifer darauf bedacht,
®re93°kiVI1'papstliche Herrschaft (Hierarchie) auch der Staatsgewalt gegen¬
über geltend zu machen.
Um dieses Ziel zu erreichen, erstrebte Gregor zunächst die Un-