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III. Bus der Neuzeit.
londern auch der Kelch mit dem Wein. Um jedem das Lesen der
heiligen Schrift möglich zu machen, trieb Luther zur Errichtung
von Schulen; die hauptlehren der heiligen Schrift faßte er in zwei
Katechismen zusammen, von denen der große für die Prediger und
Lehrer, der kleine für die Eltern und Kinder, bestimmt mar. Er legte
selbst das Mönchskleid ab und entschloß sich zur Vermählung mit
Katharina von Bora 1525.
viel Hilfe erhielt Luther bei seinen arbeiten durch Philipp
Melanchthon. Dieser stammte aus Bretten in Baden und wurde wegen
seiner Gelehrsamkeit schon mit 21 Iahren Professor in Wittenberg,
hier schloß er sich eng an Luther an, dem er vielfach als Ratgeber und
Helfer diente. Fast um dieselbe Zeit und in ähnlicher weise wie Luther
trat in der Schweiz der Reformator huldreich Swing Ii auf; ein
andrer Reformator der Schweiz war Johann Ealvin.
8. Die Reichstage zu Speyer und Bugsburg. wie sehr
der Kaiser der Reformation widerstrebte, so konnte er doch ihre Ver¬
breitung nicht hindern; denn er war beständig in Kriege mit den Franzosen
und Türken verwickelt, die ihn oft jahrelang von Deutschland fern¬
hielten. Rls er endlich einen Reichstag zu Speyer (1529) abhalten
ließ, auf dem die weitere Verbreitung der Reformation verboten wurde,
fühlten sich die Rnhänger Luthers schon stark genug, gegen den Be¬
schluß des Reichstags zu protestieren, d. h. gegen die Beschränkung der
evangelischen Lehre Widerspruch zu erheben. Seitdem wurden sie
Protestanten genannt. Ein Jahr darauf hielt der Kaiser einen
Reichstag zu Rugsburg 1530. hier stellte Melanchthon die neue
Lehre in einer Schrift zusammen, und die evangelischen Fürsten über¬
reichten dem Kaiser dies Glaubensbekenntnis, die Rugsburger
Konfession. Doch die Mehrheit des Reichstages und mit ihr der
Kaiser verwarf ihre Lehre und verlangte ihre Rückkehr zum alten
Glauben bis zum künftigen Frühjahr. Kriegsgefahren, die dem Reiche
durch äußere Feinde drohten, verhinderten den Kaiser aber auch jetzt,
Gewalt anzuwenden.
9. Luthers Tod. Solange Luther lebte, kam es nicht zum
Kriege wegen seiner Lehre. Ruf Einladung der Grafen von Mansfeld
reiste er im Ruf an g des Jahres 1546 nach seiner Geburtsstadt (Eisleben,
um einen Familienstreit der Grafen zu schlichten. Dort starb er am
18. Februar 1546. Seine Leiche wurde nach Wittenberg gebracht und
in der Schloßkirche bestattet, an deren Tür er einst die 95 Thesen an¬
geschlagen hatte. Melanchthon lebte noch 14 Jahre, dann wurde er
neben Luther begrabenff