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censes). Immer allgemeiner verbreitete sich von den vornehmen in
die niederen Eesellschafsschichten Sittenverderbnis: Müßiggang, Be- ®bXr
stechlichkeit, Giftmischerei, Unglaube und Aberglaube. Das einst so
gesunde Römervolk war körperlich und geistig unaufhaltsamem Siech-
tum verfallen. Den Staat selbst konnte nur noch die kräftige Hand
eines Monarchen vor dem Untergang bewahren.
Dritte Periode.
Rom unter Kaisern 30 v.—476 n. Chr.
§ 41. Kaiser Augustus 31 v.—14 n. Chr.
1 Oetaviaus Regierung. Octavianus regierte mit Klugheit
und Kraft. Dem Senat gestand er einen gewissen Anteil an der Staats- "•
Verwaltung zu und ließ auch die Ämter der Republik fortbestehen;
aber er war als Imperator unbedingter Herr über das Heer, als
Vorsitzender des Senats (princeps senatus) beeinflußte er alle
Beschlüsse dieser Behörde; die tribunicische Gewalt endlich gab ihm
das Recht der Unverletzlichkeit und des Eingriffs in alle Regierungs-
angelegenheiten. Seit dem Jahre 27 nahm er den Titel Augustus
an (—der Hehre, Gottbegnadete). Er stellte Ruhe und gesetzliche £)rd=0rbgeSbeä
nung im Staate her, sodaß der Ianustempel eine Zeit lang geschlossen
blieb, und ließ sich von klugen Männern, dem kriegserfahrenen Agrippa,
seinem Schwiegersohne, und dem kunstsinnigen Mäcenas beraten.
So erschien nach der Zerrüttung der Bürgerkriege das feste und besonnene
Walten des neuen Alleinherrschers als Wohltat für Reich und Volk.
Rom wurde durch Prachtbauten (Säulenhallen, Pantheon des Baute»
Agrippa, Theater des Marcellus 2C.) aus einer Vacksteinstadt in eine
Marmorstadt verwandelt; die römische Literatur hatte ihr gol-
denes Zeitalter; damals lebten der Eeschichtschreiber Livius, die
Dichter Vergil, Horaz und Ovid. Auch wurde das Reich infolge der ®Wfunft
Eroberung der Süddonauländer Rätien, Vindelicien, Roricum,®ro6erun9en
Pannonien und Mosten (Tirol, Bayern, Österreich-Ungarn, Serbien ic'.
s. Karte V) durch Drusus und Tiberms vergrößert und in seinen Tren¬
se gesichert; dagegen erlitt der Feldherr Varus von den Deutschen
unter Arminius im Teutoburger Walde 9 n. Chr. eine schwere Teutoburger
Niederlage. 2BaIb9n^r-