Das Mittelalter.
Vom Untergange des weströmischen Reiches bis zur Reformation
476—1517.
Die griechisch-römische Welt war allmählich zerfallen. Die Religion
der beiden alten Völker hatte ihre erziehende, belebende Kraft verloren, die
alten Staatsformen (Stadt und Tyrannis) hatten sich überlebt, die
Völker selbst, Griechen wie Römer, waren sittlich gebrochen. Das
Christentum überwindet allmählich das Heidentum, die Deutschen
nehmen dem Römer die Weltherrschaft und bilden Staaten nach neuen
Formen. Eine neue Religion, ein neues Volk, neue Staats-
formen führen langsam eine neue Zeit ein, das sogenannte Mittel-
alter, dessen Geschichte wir äußerlich mit dem Untergange des west-
römischen Reiches 476 beginnen. Die Geschichte des Mittelalters ist
vorzugsweise Geschichte der Deutschen, denn die Deutschen sind das Haupt-
volk des Mittelalters. Da dieselben aber bereits vor jenem Anfangs-
punkte des Mittelalters hervortreten, so müssen wir über denselben zurück-
gehen und aus der alten Zeit dasjenige hier nachholen, was von der
deutschen Geschichte uns wichtig ist. Wir haben daher zunächst in der
Einleitung das deutsche Altertum und die Geschichte der
Völkerwanderung zu betrachten. Hieran schließt sich dann das
Mittelalter mit folgenden Perioden:
Erste Periode: vom Untergange des weströmischen Reiches bis zum
Vertrage von Verdun 476—843.
Zweite Periode: vom Vertrage von Verdun bis zum Interregnum
843—1254.
Dritte Periode: vom Interregnum bis zur Reformation der Kirche
1254—1517.
Andrä- Schmelzer, Grundriß der Weltgeschichte. Ausg. f. Gymnasien. II. 1