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und Becken. Die ganze Neustadt war von Handwerkern bewohnt, und
die Kannengießer-, Beckenwerper- und Weberstraße erinnern noch heute
an die betreffenden Handwerker, welche der Sitte gemäß sich in bestimmten
Straßen zusammendrängten.
Die Altewiek blieb damals noch Dorf und wurde erst später Stadt;
zu den alten Weichbildern kam zuletzt noch der Sack hinzu. Diese
Stadtteile waren durch Mauern von einander getrennt, hatten eigene
Stadträte und gerieten häufig in Streit; nur gegen äußere Feinde
hielten sie zusammen.
Heinrich baute den Dom, in welchem er mit seiner Gemahlin, der
englischen Prinzessin Mathilde, beigesetzt ist, und stattete ihn mit kostbaren
Geräten z. B. dem siebenarmigen Leuchter und heiligen Reliquien aus.
Auch die Michaelis-, Petri- und Martinikirche sind wahrscheinlich von
Heinrich erbaut.
Um einen seiner würdigen Herrschersitz zu schaffen, baute er die
Burg Dankwarderode als einen festen Steinbau um und verband sie
durch eine Gallerte mit dem Dome, damit er dort jederzeit ungestört
seine Andacht verrichten könnte.
Außer dem mit reichen Gütern ausgestatteten Stifte St. Blasien
bestand damals noch das Cyriaksstift an der Stelle des heutigen Bahn¬
hofs und das Ägidienkloster. Über das Ludgerikloster in Helmstedt über¬
nahm Heinrich den weltlichen Schutz (Vogtei.). (Deutsche Jugend 3,
Heinrich der Löwe und die Stadt Braunschweig).
5. Heinrichs Pilgerfahrt nach Palästina. Im Jahre 1172 unter¬
nahm Heinrich eine Wallfahrt nach dem heiligen Lande. Er besuchte
Jerusalem, Bethlehem und Nazareth und brachte viele Ehrengeschenke
und Reliquien mit heim.
Die Sage von dieser Pilgerfahrt (Deutsche Jugend 2, Heinrich der
Löwe. Deutsche Jugend 3, Der Löwe zu Braunschweig.) •
6. Heinrichs Feinde. Durch seine Eroberungen in Holstein, Meck¬
lenburg und Pommern war Heinrich so mächtig geworden, daß er in
feinem Stolze gesprochen haben soll: „Von der Elbe bis an den Rhein,
von dem Harz bis zur See ist mein." Als Herzog von Sachsen wollte
er nun alle norddeutschen Bischöfe und Grafen sich Unterthan machen.
Da erhoben sie sich im Bunde mit Albrecht dem Bären wider ihn, aber
der mächtige Löwe trat sie nieder und stellte vor seiner Burg den ehernen
Löwen auf, das Sinnbild seiner Unerschrockenheit und Macht.
Als Heinrich dem Kaiser Friedrich Barbarossa in Italien die Heeres«
folge verweigert hatte und trotz mehrfacher Vorladungen des Kaisers
nicht erschienen war, wurde er geächtet und seiner sämtlichen Güter
für verlustig erklärt. (Deutsche Jugend 5, Acht und Bann.) Barba¬
rossa zog mit einem Heere gegen ihn, alle seine Burgen außer Blankenburg