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siedelten. (Deutsche Jugend 6, Der große Kurfürst und der französische
Gesandte.) In Berlin bildeten sie um 1700 */10 der Bevölkerung,
welche damals 10000 betrug, und sie besitzen noch jetzt eigene Kirchen
und Schulen daselbst. Namentlich Färberei, Gärtnerei und mechanische
Fertigkeiten wurden durch sie in Brandenburg eingeführt. Übrigens
finden wir diese Emigranten fast in jeder deutschen Stadt, z. B. auch
in Braunschweig und anderen Städten des Herzogtums. Da der Acker
lange brach gelegen hatte, gab er gute Eruteu, und bald kamen die
Bauern in so gute Verhältnisse, daß sie das Vorgeschossene abzahlen
und Steuern geben konnten.
Dieses Geld wurde wieder zur Ansiedelung neuer Kolonisten benutzt,
denn Ackerland gab es genug in dem verödeten Lande, oder zur Unter¬
stützung von Handel und Gewerbe, die gänzlich darniederlagen, verwendet.
Den Handel beförderte der Kurfürst durch Anlage von Straßen
und Kanälen, z. B- dem Friedrich Wilhelms-Kanal, welcher Spree und
Oder mit einander verband und dem Schöpfer bald die Freude bereitete,
daß er große Kähne von Hamburg nach Breslau durch Berlin hindurch¬
fahren sah.
Von großem Werte für den Handel war auch die Münzeinheit.
Während früher fast jede Stadt eigene Münzen prägte, behielt sich jetzt
Friedrich Wilhelm das Münzrecht vor.
Den Seehandel beschützte und förderte er durch Gründung einer
von einem holländischen Admiral geleiteten Kriegsflotte, welche eine
brandenburgische Kolonie in Afrika, Friedrichsburg an der Goldküste,
anlegte und in einem glücklichen Seekampf den Spaniern für geschuldete
Hilfsgelder einige Silberschiffe wegnahm (Deutsche Jugend 6, Der
große Kurfürst zur See). Diese Kolonie wurde leider vom Nachfolger
des Kurfürsten an die Holländer verkauft.
Wir haben schon gesehen, wie die Hugenotten in Brandenburg die
Gewerbe förderten. Friedrich Wilhelm baute die verschiedensten
Fabriken, Glashütten, Metallwerke, Zuckersiedereien, Seidenwebereien,
und verschenkte sie, nachdem er sie mit Staatshilfe in flotten Gang
gebracht, an geeignete Leute.
Im Steuerwesen war der Übelstand, daß nur die Grundbesitzer
Steuern zu bezahlen hatten. In der Stadt war der reichste Mieter
steuerfrei, der ärmste Hausbesitzer steuerpflichtig. Daher läßt es sich er¬
klären, daß viele Hauswirte ihre Häuser nach dem Kriege garnicht
wieder aufzubauen Lust hatten. Der Kürfürst kam auf den Gedanken,
in den Städten die Accise, eine Steuer für eingebrachtes Fleisch und
Mehl einzuführen, an welcher alle Stadtbewohner teilnahmen. Hier¬
durch bewirkte er zusammen mit der Belebung von Handel und Industrie
eine so rege Bauthätigkeit, daß z. B. in Berlin von 1669—1671 nicht
weniger als 150 neue Häuser gebaut wurden. Das ist sehr viel, da
es nicht mehr als 700 Häuser in der Stadt gab (jetzt in Braunschweig
6460). Bald nahmen alle Städte diese Steuer an, ans dem Lande
blieb die Grundsteuer.
Diese Steuer hieß Bede, d. H. der Kurfürst bat seine-Stände um
Bewilligung einer Summe, wenn er z. B. zu einem Kriege derselben