Full text: Grundriß der deutschen Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten

20 Das Klosterleben. §• 6. 
dessen Nachfolger Ulfilas die Bibel in's Gothische übersetzte und sich 
um die Verbreitung der Lehre des Arius bemühte, welche bald bei 
den Westgothen, Oftgothen, Burgundern, Wandalen nnd Longobarden 
die herrschende wurde; bei den Ostgothen und Wandalen hörte sie 
erst mit der Auflösung ihres Reiches auf, die übrigen bekehrten sich 
später zur katholischen Lehre. Diese war von den Franken schon nach 
ihrem Siege über die Alemannen angenommen worden, allein die 
fränkischen Könige bemühten sich wenig um die Bekehrung der ab- 
hängigen Völker in Deutschland, welchen erst im 7. Iahrh. Glaubeus- 
boteu oder Missionäre aus Irland (damals das Asyl christlicher Eul- 
tur) das Evangelium verkündeten, so der h. Colnmban und dessen 
Schüler Gallus den Alemannen am Züricher - und Bodensee, der 
h. Kilian den Thüringern, der h. Rupert und sein Nachfolger Emmeran 
den Baiern. Der eigentliche „Apostel der Deutschen" aber war der» 
Benedictinermönch Winfried aus Westsex, als Bischof Bonisaci,us 
genannt, welcher das Bekehrungswerk in Deutschland (716 — 77*3), 
namentlich bei den Frisen und Hessen (wo er die heil. Donnereiche 
bei Geismar mit eigener Hand fällte), mit dem größten Eifer betrieb, 
Kirchen, Klöster und Schulen stiftete und (8) neue Bisthümer errich¬ 
tete, die unmittelbar dem römischen Stuhle untergeordnet wurden. 
Er war Bischof, dann Erzbischof von Germanien ohne bestimmten 
Sitz bis zur Errichtung des ersten deutschen Erzbisthums tu Mainz 
(748). Nachdem er seine kirchlichen Einrichtungen in Deutschland 
hinlänglich befestigt hatte, legte er seine Würde als Erzbischof von 
'Mainz nieder und unternahm nochmals eine Missionsreise zu den 
Friseu, gewann dieselben auch für das Christenthum, fand aber hier 
als ein siebenzigjähriger Greis den Märtyrertod, 755. 
b) Das Kloster leben ist ans dem durch die Christenverfol- 
gungen entstandenen Einsiedlerleben hervorgegangen, indem mehrere 
in der Wüste Oberägyptens zerstreute Einsiedler (monachi) sich um 
deu h. Antonius (um 805) in Hutten neben einander ansiedelten 
und von dessen Schüler Pachomius in gemeinschaftliche Wohnungen 
(coenobia) auf einer Nilinsel unter einem Vorsteher (abbas, Abt) 
vereinigt wurden und hier verschiedene Gewerbe trieben. Von Aegyp- 
tett aus verbreitete sich das Klosterlebeu auch nach dem Abendlande, 
erhielt hier aber eine neue Gestaltung durch den h. Benedictns, 
welcher den Mönchsorden eine nicht bloß ascetische, sondern auch eine 
praktische Bestimmung gab, indem er Handarbeiten, besonders Boden- 
cnltur, Erziehung der Jugend nnd Beschäftigung mit den Wissen-
	        
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