Full text: Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung

192 Das Mittelalter. §. 279b. 279 c. 
Ä dem das Haus Tudor auf den Thron kam, durch seine Vermählung mit 
(1485— Eduards IV. Tochter eine Versöhnung der beiden Rosen herbei. — Die Welt- 
1603>- geschichte gedenkt kaum eines andern Kriegs, in welchem sich so viele Gräuel häuften, 
als in dem Kampfe der rothen und weißen Rose. Achtzig Glieder der könig- 
. , liehen Familie und die Zierden des Adels hatte das Schwert dahingerafft, 
vn. Darum konnte der staatskluge, hartherzige Heinrich VII. der Krone eine 
,4®J~ höhere Macht verleihen, als sie unter den Plantagenets besessen. 
tz.279d. Schottland unter den Stuarts. Während dieser kriege- 
tischen Vorgänge war in dem rauhen Schottland der machtlose Thron im 
Besitze des Hauses Stuart, unter welchem sich der Adel, mächtig durch Land 
und Leute und an Kampf, Jagd und Waffenübung gewöhnt, eine fast unab- 
hängige Stllung erwarb. Er suchte die königlichen Rechte zu mindern und 
die Krongüter an sich zu reißen, so daß die Geschichte der Stuartschen Könige 
während mehrerer Jahrhunderte nur von wilden Kämpfen und Empörungen 
zu berichten hat und von den fruchtlosen Versuchen der Herrscher, die ritterliche 
Anarchie durch die Bande der Ordnung zu fesseln. Als Jacob l. nach dem 
1437 Vorbilde von England, wo er lange als Gefangener gelebt, die Barbarei zu 
mildern suchte, wurde er durch eine Verschwörung in einem Kloster zu Perth 
ermordet. Sein kühner Sohn Jacob II., der des Vaters Streben nachahmte, 
i4«o. starb aus einem Kriegszug nach England im 30. Lebensjahr eines gewaltsamen 
3iaCßVIL Todes. Jacob III., ein Fürst von großen Anlagen, suchte durch Kunst und 
1488 Industrie den rohen Sitten der Edelleute entgegenzuwirken und nach dem 
Vorbilde Ludwigs XI. von Frankreich die Königsmacht zu heben. Dadurch 
zog er sich den Haß der Edelleute zu, welche sich ärgerten, daß der König 
seine Gunst Leuten von geringem Stande zuwendete, die seine Liebe für Astro- 
logie, Musik und Architektur theilten. Sie bildeten eine Verschwörung, er- 
1488. mordeten die Günstlinge und schlugen den König in die Flucht. Unerkannt 
wurde Jacob HI. in einer Mühle von einem feindlichen Kriegsknecht er- 
schlagen Sein Sohn Jacob IV. war offen und ritterlich, daher er bei 
i5i3 dem Adel mehr Zuneigung fand. An seinem Hose wechselten Festlichkeiten 
und Spiele und die Edelleute schloffen sich mit Liebe einem Fürsten an, der 
ihnen mit Vertrauen entgegenkam und gleiche Gesinnung mit ihnen hegte. 
Als aber Jacob in Folge eines Waffenbundes mit Frankreich seinen Schwager 
1518- Heinrich VIII. von England mit Krieg überzog, wurde am Hügel von 
Flodden das schottische Heer aufs Haupt geschlagen. 10,(XX) Streiter, 
darunter die Häupter der edelsten Familien, deckten oas Schlachtfeld; den 
Leichnam des Königs fand man des andern Tages unter einem Haufen 
erschlagener Edelleute, die den Fall ihres geliebten Führers nicht überleben 
J-ceb V. sollten. Unter seinem minderjährigen Sohne Jacob V. wurde das Land 
\5"ujT von politischer und religiöser Parteiwuth zerriffen, wobei alle Leidenschaften 
ungebändigt walteten und ein Zustand der Verwilderung und Gesetzlosigkeit 
eintrat. . Ä . ,r ., 
§ 279c. Irland. Heinrich II. war der erste Kömg, welcher die von 
dem Papst der Krone England verliehene Insel Irland zu erobern unternahm. 
Aber diese Eroberung hatte so geringen Fortgang, daß während des ganzen 
Mittelalters blos die Hauptstadt Dublin mit der Umgegend die Oberhoheit 
Englands anerkannte. Blutige Kriege, die von dieser Zeit an das Land 
zerriffen, zerstörten in „grün Eiland" die poetische Cultur der gaeüschen Vor- 
zeit wie die christliche Begeisterung des 7. und 8. Jahrhunderts. Einheimische 
Häuptlinge, Könige genannt, lagen in unaufhörlichen Kämpfen mit einander 
und mit den englischen („sächsischen") Eroberern und hemmten die EntWickelung 
des Bürgerstandes zur Industrie und Betriebsamkeit Ritterliche Großthaten
	        
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