§ 398. 399. England unter Karl II. und Jakob II. 275
ein, und als Karl II. nach einigen Jahren ohne rechtmäßige Nachkommen-
schaft verstarb, erlangte derselbe als Jakob II. den englischen Thron. 1685.
§. 398. Einige Wochen nach Jakobs II. Thronbesteigung versuchte
Karls natürlicher Sohn Monmouth mit Hülse der Whigs seinem Oheim die less
Krone zu entreißen. Der Ausstand mißlang. Monmouth starb auf dem
Blutgerüste, und die furchtbare Grausamkeit, die Jakob gegen alle Anhänger
und Billiger der Unternehmung bewies, tilgte den letzten Funken von An-
hänglichkeit aus dem Herzen des Volks. Der Name des Oberrichters Jeff-
reys, der mit dem Richtbeil und mit einer Henkerschaar die Grafschaften
durchzog, ist mit blutigen Zügen in die Jahrbücher der englischen Geschichte
gezeichnet. Der leicht erworbene Sieg und die Furcht des Volks erzeugte in
dem König die Hoffnung, durch List und Strenge allmählich der katholischen
Kirche wieder die Herrschaft in England zu verschaffen. Er verlieh zu dem
Zweck dein verhaßten Jeffreys die Kanzlerwürde, vergab viele Aemter und
Militär stellen an Katholiken und an solche, die zur römischen Kirche übertraten
(Convertiten), und beabsichtigte durch Einführung eines Toleranzedicts
die Bestimmungen der Testacte aufzuheben. Als jedoch das Parlament,
trotz der bei den Wahlen geübten Bestechung nicht zur Annahme des Tole-
ranzedicts gebracht werden konnte, suchte Jakob auf anderm Wege die
Testacte zu umgehen, indem er erklärte, die Krone besitze das Recht der Dis-
pensation von dem Gesetz, ein Recht, wodurch die Kraft und Wirkung
aller Gesetze gelähmt worden wäre. Das englische Volk sah diesen Schritten
eine Zeitlang ruhig, wenn auch mit innerem Widerstreben, zu, in der Hoff-
nung einer baldigen Befreiung, da der schon bejahrte König keine männliche
Nachkommenschaft besaß und seine beiden Töch^r in der' englischen Kirche
erzogen und an protestantische Fürsten vermählt waren, die ältere, Maria,
an Wilhelm von Oranien (§. 403), die jüngere, Anna, an einen
dänischen Prinzen. Als aber die Nachricht von der G e b u r t ei n es P r in z e n
von Wales die Hoffnung auf baldige Erlösung vom Joche des Papstthums
niederschlug, da reifte der Gedanke, sich unter dem Beistande Wilhelms von
Dramen durch Selbsthülfe zu befreien. Die Aechtheit des Prinzen wurde
bezweifelt; Schaaren mißvergnügter Briten strömten nach dem Haag; die Whigs
traten mit dem Oranier in Verbindung und verhießen ihm die Hülfe der
protestantischen Station. Jakob gewahrte den Sturm, der sich über seinem
Haupte zusammenzog, nicht eher, als bis Wilhelm mit holländischer Kriegs-
macht an Englands Küste landete in der ausgesprochenen Absicht, die pro-
testantlsche Religion und die Freiheit von England zu schützen. Umsonst
wendete sich der König jetzt an Heer und Volk und versprach die Aufhebung
aller verfassungswidrigen Maßregeln; der Boden, auf dem er stand, war
durch Verrath, Heuchelei und Meineid, womit die Stuarts die Nation ver-
traut gemacht hatten, wankend geworden. Als ein Theil des Heers zu Wil-
Helm überging und die allgemeine Stimmung sich gegen den König aussprach,
0a schütte Jakob seine Gattin mit dem Prinzen nach Frankreich, warf das
Kelchssiegel in die Themse und floh dann in Verzweiflung aus dem Lande D--e«b«
Inner Väter, um dessen schönen Thron er sich und seine katholischen Nach- 1688*
^bracht. Er lebte fortan in St. Germain von einem Jahrgehalte
™ r,f -Nach Jakobs II. Flucht erklärten die Vertreter des englischen
»J~ . (die National-Convention) den Thron für verlassen und kanten dabin
JmSSfkr rrak ^ katHolische Linie der Stuarts von der Regierung
ausAjchiossen und diese dem Königspaar Wilhelm und Maria übertragen
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